Verhütung und ihre Methoden
Vor allem Frauen können heutzutage aus einem breitem Spektrum an Methoden wählen und sich je nach Wirkdauer, Verträglichkeit und Handhabbarkeit für ihre „perfekte“ Variante entscheiden. Aber auch Männern stehen neben dem Verhütungsklassiker Kondom noch andere Varianten bis hin zur Sterilisation zur Verfügung. Neben der Minimierung des Schwangerschaftsrisikos beim Geschlechtsverkehr leisten bestimmte Verhütungsmittel, allen voran die Kondome, einen wichtigen Beitrag bei der Verhinderung von Geschlechtskrankheiten. Insgesamt unterteilt man vier Arten von Verhütungsmethoden - natürliche, mechanische, hormonelle und chemische.
Wie sicher ist welche Methode?
Pille oder Kondom - Welche Verhütungsmethode(c) Tim Reckmann / pixelio.de
Angaben zum Pearl Index finden beispielsweise sich in den Empfehlungen von Pro familia. Laut Index gehören Hormonimplantate ( Hormonstäbchen) zu den sichersten Methoden, gefolgt von Hormonspiralen. Während die Hormonstäbchen ohne Eingriff nur durch Befestigung an der Innenseite des Oberarms wirksam werden, müssen Spiralen direkt in die Gebärmutter eingesetzt werden. Das Kondom landet beim Pearl-Index mit einem Wert von 2,0 nur auf Platz zehn, was vor allem wohl daran liegt dass, dessen hervorragende Schutzeigenschaften von nahezu 100 Prozent durch falsche Handhabung unwirksam werden können.
Verhütung in Antike und Mittelalter
Das Bestreben, den Sexualakt und die Reproduktion zu trennen, gehört zur menschlichen Kulturgeschichte und reicht mehrere Jahrtausende zurück. Erste Überlieferungen berichten um 3000 v.Chr. davon, wie die Menschen damals Tierdärme oder Schwimmblasen von Fischen als eine Art Schutzüberzug benutzten. Ähnlich wie heutige Kondome dienten sie als mechanische Barriere, um das Eindringen der Spermien in die Eizelle zu verhindern. Im alten Ägypten um circa 1500 v. Chr. trug man ein Gemisch aus gegorenem Pflanzenschleim und Krokodilkot auf den Muttermund auf, welches die Spermien in ihrer Beweglichkeit einschränkte und eine mechanische Barriere bildete.
getränkte Naturschwämme waren ein antikes Verhütungsmittel(c) getty Images / InstCaner
Kondome aus Gummi, Spirale und Diaphragma
Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte eine Scheidenspülung nach dem Koitus zu den häufigsten Verhütungsmethoden. Großen Fortschritt brachten dann die ersten Kondome aus Gummi, die ihren Vorgängern aus Baumwolle oder Leinen stark überlegen waren und in Deutschland ab 1880 verkauft wurden. Für jedermann erschwinglich wurden sie aber erst ab 1914, als der Berliner Unternehmer Julius Fromm damit in die Serienproduktion ging. Der Markenname "Fromms" ist bis heute als synonym für Kondome gebräuchlich. Auch die Sterilisation zog im 19. Jahrhundert ein, ab 1850 zunächst an Frauen und seit 1890 auch an Männern. Um 1900 entwickelte der Arzt Wilhelm Mensingma das Diaphragma, das mechanische mit chemischer Verhütung kombiniert und bis heute ihren Einsatz findet.
Verhütungsmethode Kalender(c) getty Images / shellexx
Chemie vs. Fruchtbarkeit: Die Pille in Ost und West
Ab dem Jahr 1961 wurden in westdeutschen Apotheken erstmals „Anti-Babypillen“ verkauft, auf die unächst jedoch nur verheiratete Mütter Anrecht hatten. Auch die Kirche stellte sich quer und formulierte unter anderem das „Humane Vitae“, welches künstliche Verhütung rigoros ablehnte. Die DDR hingegen pries das neue chemische Verhütungsmittel nach ihrer Einführung als „Wunschkindpille“ an, um Geburten zu regulieren. Die SED wollte ungewollte Schwangerschaften wegen der gestiegenen Abtreibungen verhindern, weshalb es die Pille in der DDR ab 1972 sogar kostenlos gab. Trotz anfänglicher Skepsis setzte sich die Pille in den siebziger Jahren in beiden Teilen des geteilten Deutschland als populäres Verhütungsmittel durch.
Übersicht über Verhütungsmethoden
Hormonelle Methoden
Anwendung Sicherheit |
Vorteile | Nachteile/Risiken | Kosten | |
Anti-Baby-Pille |
- tägliche Einnahme - Pearl-Index: 0,1 bis 0,9 |
- kürzere und schwächere Monatsblutung - gute Verträglichkeit - bessere Haut |
- Schwangerschaftsrisiko bei falscher Einnahme - Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwindel, Libidoverlust - Ungewollte Zwischenblutungen - Ggf. erhöhtes Risiko für Thrombosen oder Herzinfarkt |
- Je nach Packung zwischen 13 bis 23 Euro (ggf. Rabatt ) - Kostenübernahme Krankenkasse |
Minipille (östrogenfrei) |
- Einnahme ohne Unterbrechung (möglichst zur selben Uhrzeit) - Pearl-Index: 0,5 - 3 |
- geringere Nebenwirkungen als bei Kombi-Pille - geringere gesundheitliche Risiken - Verwendung auch für stillende Frauen möglich - geringere Blutungen und Menstruationsbeschwerden
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- große Disziplin bei Einnahme erforderlich - keine regelmäßigen Blutungen - ggf. Begünstigung von Akne - ggf. Sexuelle Unlust, Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen etc. |
Kosten für eine Dreimonatspackung mit - Levonorgestrel ca. 30 Euro - Desogestrel 20 bis 37 Euro - ggf. Übernahme durch Krankenkasse |
Hormonimplantat |
- wird zwischen dem ersten und fünften Zyklustag von Fachpersonal mithilfe eines Applikators an der Innenseite des Oberarms direkt unter der Haut gesetzt - Wirkdauer: bis zu drei Jahren - Pearl-Index: 0 bis 0,08 |
- sicher und bequem - geringere Blutungen und Menstruationsbeschwerden - Anwendung auch während der Stillzeit möglich - deutlich geringere Risiken als bei Kombipille |
- ähnlich wie bei Minipille - Unregelmäßige Blutungen - falsches Einsetzen des Stäbchens (möglicherweise Operation zur Entfernung nötig) |
- ca. 300 Euro - ggf. Übernahme durch Krankenkasse |
Hormonspirale |
- wird von Fachpersonal in die Gebärmutter eingesetzt - Wirkdauer: 3-5 Jahre - Pearl-Index: 0,16 |
- langjährige Wirkung - kürzere, leichtere Blutungen - Östrogenfrei - Anwendung auch während der Stillzeit möglich - kein erhöhtes Risiko für Thrombosen, Herzinfarkte oder Schlaganfälle - auch bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen möglich |
- unregelmäßige Blutungen - Ggf. Nebenwirkungen wie sexuelle Unlust, Kopfschmerzen etc. - leicht erhöhtes Brustkrebsrisiko - Verletzung der Gebärmutter mgl. - Ggf. erhöhtes Infektionsrisiko an Gebärmutter und Eileitern - Ggf. Eileiterschwangerschaft |
- ca. 250 bis 400 Euro - ggf. Übernahme durch Krankenkasse |
Dreimonatsspritze |
- wird von Fachpersonal gesetzt - Wirkdauer: drei Monate bis 14 Wochen - Pearl-Index; 0,3 – 0,88 |
- Kein täglicher Gedanke an Verhütung nötig - Geringere Blutungen - Anwendung ggf. auch bei gesundheitlichen Einschränkungen möglich
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- Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen etc. - Ausbleibende Periode - evtuell Gewichtszunahme - Ggf. Verringerung der Knochendichte - Nach dem Absetzen längere Dauer mgl. bis Zyklus wieder normal |
- ca. 30 Euro (eventuell plus 15 Euro für das Setzen der Spritze) - Übernahme durch Krankenkasse mgl.
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Vaginalring |
- Einsetzen in der Scheide, nach 1 Woche durch neuen Ring zu ersetzen - Wirkdauer: bis zu 3 Wochen - Pearl-Index: 0,4 bis 0,65 |
- einfache Handhabung - Kein täglicher Gedanke an Verhütung nötig - Magenverstimmungen, Erbrechen und Durchfall verringern die Wirksamkeit nicht |
- Ggf. unangenehm durch die Eigeneinführung - Ähnliche Nebenwirkungen wie bei Kombipille - Ggf. Scheidenentzündungen oder vermehrter Ausfluss - Erhöhtes Risiko Thrombosen zu erleiden |
- 36 bis 48 Euro in der Dreierpackung - ggf. Übernahme durch Krankenkasse |
Verhütungspflaster |
- Anwendung auf trockenen Körperstellen - Wirkdauer: ca. 1Woche, dann ersetzen durch neues Pflaster - Pearl-Index: 0,72 – 0,9 |
- bequem und leicht anzuwenden - sichere Verhütungsmethode - Wirksamkeit auch bei Essstörungen nicht eingeschränkt |
- Pflaster ist sichtbar - Hautreizungen möglich - Ggf. keine gute Haftung - Nebenwirkungen ähnlich wie bei Kombipille - Ggf. Zwischenblutungen - Erhöhtes Risiko Thrombosen-, Schlaganfall- und Krebsrisiko |
- ca. 40 Euro in der Dreimonatspackung - ggf. Übernahme durch Krankenkasse |
Barrieremethoden
Natürliche Methoden
Hormonfreie Methoden / Intrauterinpessar
Endgültige Methoden
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Pille, Kupferspirale und Co.: Durchblick im Verhütungsdschungel
Expertin berät im Onlinechat Keine Frage: Die Antibabypille ist sicher und vor allem bequem. Sie bedeutet aber auch, die tägliche Einnahme von Hormonen – und die haben leider Nebenwirkungen. Hormonelle Verhütungsmittel sind außerdem auch nicht für jede Frau geeignet. -
Fünf-Jahres-Vergleich: Weniger junge Frauen verhüten mit Antibabypille
In Hamburg verhüten immer weniger junge Frauen mit der Antibabypille. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) in Hamburg. Demnach bekam im Jahr 2020 ein Viertel (25 Prozent) der weiblichen 14- bis 19-jährigen TK-Versicherten in der Hansestadt die Antibabypille verordnet. -
Verhütung und Gesundheitsschutz: Das Kondom für den Mann
Kondome gibt es in vielen Varianten, Größen, Farben und Geschmäckern. Gegenüber anderen Verhütungsmethoden bieten sie einen klaren Vorteil: Sie schützen sicher und zuverlässig vor sexuell übertragbaren Krankheiten. In Sachen Verhütung zählen Kondome zu den so genannten Barrieremethoden. -
Nummer eins bei Verhütung: Die Pille
Die "Pille" ist wohl immer noch das bekannteste Verhütungsmittel unserer Zeit. Der Markt bietet viele Sorten, zumeist als Kombination von Wirkstoffen aus Östrogen und Gestagen (Kombi-Pille). Die Varianten unterscheiden sich dabei nach Hormonzusammensetzung, Dosierung und Einnahmeart.