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Leben

Verhütung und ihre Methoden

veröffentlicht am 15.02.2023 von Redaktion krankenkasseninfo.de

Welche Verhütungsmethode wählen? Welche Verhütungsmethode wählen?(c) getty Images / JLco - Julia Amaral
In kaum einem medizinischen Bereich haben moderne Menschen so viel Auswahl wie bei der Empfängnisverhütung. Jede Variante hat ihre Vorteile, aber auch ihre jeweiligen Risiken. Und nur die wenigsten schützen vor sexuell übertrag­baren Krankheiten. Die Entscheidung für oder gegen eine Verhütungsmethode hängt nicht nur von der Beziehung ab.

2023-02-15T13:45:00+00:00
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Vor allem Frauen können heutzutage aus einem breitem Spek­trum an Methoden wählen und sich je nach Wirkdauer, Verträglichkeit und Hand­habbarkeit für ihre „perfekte“ Variante entscheiden. Aber auch Männern stehen neben dem Verhütungsklassiker Kondom noch andere Varianten bis hin zur Sterilisation zur Verfügung. Neben der Minimierung des Schwangerschaftsrisikos beim Geschlechtsverkehr leisten bestimmte Verhütungsmittel, allen voran die Kondome, einen wichtigen Beitrag bei der Verhinderung von Geschlechtskrankheiten. Insgesamt unterteilt man vier Arten von Verhütungsmethoden - natürliche, mechanische, hormonelle und chemische.

Wie sicher ist welche Methode?

Pille oder Kondom - Welche Verhütungsmethode Pille oder Kondom - Welche Verhütungsmethode(c) Tim Reckmann / pixelio.de
Wenn sich Paare oder Singles für oder gegen eine Methode entscheiden wollen, möchten sie vor allem wissen, wie sicher diese ist und wie hoch das Restrisiko bleibt, trotz aller Vorsicht ungewollt schwanger zu werden. Hilfreich dabei ist der so genannte Pearl-Index. Dieser zeigt statitisch auf, wie viele Frauen trotz Verwendung eines bestimmten Verhü­tungsmittels innerhalb eines Jahres schwanger wurden.
Angaben zum Pearl Index finden beispielsweise sich in den Empfehlungen von Pro familia.  Laut Index gehören Hormonimplantate (  Hormonstäbchen) zu den sichersten Methoden, gefolgt von Hormonspiralen. Während die Hormonstäbchen ohne Eingriff nur durch Befestigung an der Innenseite des Oberarms wirksam werden, müssen Spiralen direkt in die Gebärmutter eingesetzt werden. Das Kondom landet beim Pearl-Index mit einem Wert von 2,0 nur auf Platz zehn, was vor allem wohl daran liegt dass, dessen hervorragende Schutzeigenschaften von nahezu 100 Prozent durch falsche Handhabung unwirksam werden können.

Verhütung in Antike und Mittelalter

Das Bestreben, den Sexualakt und die Reproduktion zu trennen, gehört zur menschlichen Kulturgeschichte und reicht mehrere Jahrtausende zurück. Erste Überlieferungen berichten um 3000 v.Chr. davon, wie die Menschen damals Tierdärme oder Schwimmblasen von Fischen als eine Art Schutzüberzug benutzten. Ähnlich wie heutige Kondome dienten sie als mechanische Barriere, um das Eindrin­gen der Spermien in die Eizelle zu verhindern. Im alten Ägypten um circa 1500 v. Chr. trug man ein Gemisch aus ge­gorenem Pflanzenschleim und Krokodilkot auf den Muttermund auf, welches die Spermien in ihrer Be­weglichkeit einschränkte und eine mechanische Barriere bildete.

getränkte Naturschwämme waren ein antikes Verhütungsmittel getränkte Naturschwämme waren ein antikes Verhütungsmittel(c) getty Images / InstCaner
Die alten Griechen nutzten zunächst weniger wirksame Methoden: Sie beschworen Amulette, praktizierten Sex nur in bestimmten Positionen oder versuchten das Ejakulat „heraus zu niesen“. Später tränkten sie Schwämmchen in verschiedenen Substanzen wie Pflanzensud oder Essig und führten sie vaginal ein – eine Frühform der chemischen Verhütung. Eine im Mittelalter praktizierte Variante empfahl Frauen, sich nach dem Geschlechtsverkehr mit an­gezogenen Knien hinzusetzen und siebenmal zu niesen. Männer hingegen rieben sich den Penis mit Zedernöl oder Bleiweiß ein oder nutzten Kondome aus Schafdarm.

Kondome aus Gummi, Spirale und Diaphragma

Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte eine Scheidenspülung nach dem Koitus zu den häufigsten Verhütungsmethoden. Großen Fortschritt brachten dann die ersten Kondome aus Gummi, die ihren Vorgängern aus Baumwolle oder Leinen stark überlegen waren und in Deutschland ab 1880 verkauft wurden. Für jedermann erschwinglich wurden sie aber erst ab 1914, als der Berliner Unternehmer Julius Fromm damit in die Serienproduktion ging. Der Markenname "Fromms" ist bis heute als synonym für Kondome gebräuchlich. Auch die Sterilisation zog im 19. Jahrhundert ein, ab 1850  zunächst an Frauen und seit 1890 auch an Männern. Um 1900 entwi­ckelte der Arzt Wilhelm Mensingma das Diaphragma, das me­chanische mit chemischer Verhütung kombiniert und bis heute ihren Einsatz findet.

Verhütungsmethode Kalender Verhütungsmethode Kalender(c) getty Images / shellexx
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts kamen viele weitere Methoden hinzu, die oftmals bis heute genutzt wer­den. Darunter auch die Spirale, die in ihrer Urform von Ernst Gräfenberg, dem Entdecker des so genannten G-Punktes, entwickelt wurde. Seit den 1920er Jahren gibt es die „Knaus-Ogino-Verhütungsmethode“, mit der Frauen ihre fruchtbaren Tage berechnen und die in heutigen Verhütungscomputern ihre Fortführung findet.

Chemie vs. Fruchtbarkeit: Die Pille in Ost und West

Ab dem Jahr 1961 wurden in westdeutschen Apotheken erstmals „Anti-Babypillen“ verkauft, auf die unächst jedoch nur verheiratete Mütter Anrecht hatten. Auch die Kirche stellte sich quer und formulierte unter anderem das „Humane Vitae“, welches künstliche Verhütung rigoros ablehnte. Die DDR hingegen pries das neue chemische Verhütungsmittel nach ihrer Einführung als „Wunschkindpille“ an, um Geburten zu regulieren. Die SED wollte ungewollte Schwangerschaften wegen der gestiegenen Abtreibungen verhindern, weshalb es die Pille in der DDR ab 1972 sogar kostenlos gab. Trotz anfänglicher Skepsis setzte sich die Pille in den siebziger Jahren in beiden Teilen des geteilten Deutschland als populäres Verhütungsmittel durch. 


Übersicht über Verhütungsmethoden
 

Hormonelle Methoden


Barrieremethoden


Natürliche Methoden


Hormonfreie Methoden / Intrauterinpessar


Endgültige Methoden

 

 

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