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Pressemitteilung AOK Sachsen-Anhalt

Reserveantibiotika werden in Sachsen-Anhalt zu häufig verordnet

CRP-Schnelltest verhindert unnötige Antibiotikaverordnungen
veröffentlicht am 17.09.2020 von Redaktion krankenkasseninfo.de

AOK Sachsen-AnhaltAOK Sachsen-Anhalt
Reserveantibiotika, die eigentlich nur bei schweren Infektionen verordnet werden sollten, kommen in Sachsen-Anhalt immer noch zu häufig zum Einsatz. Das ergab eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

2020-09-17T10:38:00+00:00
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Für die zwei Millionen gesetzlich krankenversicherten Menschen im Land wurden 2019 rund 750.000 Antibiotika verordnet. Fast 60 Prozent davon, also 440.000, waren Reserveantibiotika. Das Problem: Je sorgloser sie verordnet werden, desto resistenter werden Bakterien gegen Antibiotika. Ein CRP-Schnelltest, der von der AOK Sachsen-Anhalt bezahlt wird, kann nachweislich unnötige Verordnungen verhindern.

Der hohe Anteil verordneter Reserveantibiotika in Sachsen-Anhalt von fast 60 Prozent ist aus Expertensicht problematisch, da diese Medikamente eigentlich nur das Mittel der zweiten Wahl darstellen. Nach den ärztlichen Behandlungsleitlinien sollen die Reserveantibiotika nicht zur Therapie einfacher Infektionen eingesetzt werden, sondern nur dann, wenn Standardantibiotika wie zum Beispiel die bewährten und in vielen Fällen wirksamen Penicilline nicht mehr helfen.

Im bundesweiten Vergleich haben nur Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Sachsen einen höheren Anteil an Reserveantibiotika. Aktuelle Auswertungen des WIdO belegen allerdings, dass in Sachsen-Anhalt der Anteil seit 2011 rückläufig ist. „Im Vergleich zum Höchstwert von 71 Prozent 2011 sind die Verordnungen mit 58,3 Prozent im Jahr 2019 deutlich zurückgegangen. Allerdings liegt der Verordnungsanteil immer noch so hoch wie zur Jahrtausendwende", sagt Kay Nitschke, Leiter ärztliche Versorgung bei der AOK Sachsen-Anhalt.

Das kritische Hinterfragen jeder Antibiotikaverordnung und ein rationaler, leitlinienkonformer Einsatz von Reserveantibiotika sei weiter angezeigt, so Nitschke: „Die goldene Regel zur Verordnung von Antibiotika ist nach wie vor brandaktuell: So wenig wie nötig und so gezielt wie möglich."

Durch CRP-Schnelltest wird bei der Hälfte der getesteten AOK-Versicherten auf Antibiotika verzichtet

Um Ärzte bei ihrer Therapieentscheidung zu unterstützen, hat die AOK Sachsen-Anhalt bereits 2018 beschlossen, für ihre Versicherten die Kosten für einen sogenannten CRP-Schnelltest zu übernehmen. Denn Antibiotika sind wirksam bei bakteriellen, nicht aber bei von Viren verursachten Erkrankungen.

Nutzen Ärzte einen Schnelltest, um festzustellen, ob Bakterien eine Erkrankung verursachen, werden Antibiotika deutlich seltener verschrieben. Rund 40.000 Mal wurde der Test von März 2018 bis Dezember 2019 bei AOK-Versicherten eingesetzt. Mit Erfolg: Seitdem sind die Antibiotikaverordnungen bei AOK-Versicherten in Sachsen-Anhalt von 357.000 (2018) um fast 13 Prozent auf 312.000 (2019) gesunken. Wichtiger noch: Im Schnitt wurde bei mehr als der Hälfte der getesteten AOK-Versicherten (54 Prozent) auf Antibiotika verzichtet.  

„Die Zahlen sprechen eine klare Sprache", sagt Nitschke. „Der CRP-Schnelltest sollte deshalb noch häufiger eingesetzt werden. Insgesamt wurden von März 2018 bis Mitte 2020 rund 54.000 Schnelltests bei AOK-Versicherten durchgeführt. Bei im gleichen Zeitraum über 1,1 Millionen Antibiotika-Verordnungen sind das noch relativ wenig." Die AOK appelliert deshalb an alle Ärzte, noch häufiger vom CRP-Schnelltest Gebrauch zu machen. Den Schnelltest auf Kosten der AOK abrechnen können Haus-, Kinder- und HNO-Ärzte in Sachsen-Anhalt.

 

 

 

 

 

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