Jobben statt Ausbildung? Viele Jugendliche wollen kein Azubi werden
Auch für ungelernte Schulabgänger gilt der gesetzliche Mindestlohn, der regelmäßig an die allgemeine Lohnentwicklung angepasst wird und kontinuierlich steigt. Das verleitet offenbar junge Menschen zu zweifelhaften Perspektiven auf ihr zukünftiges Berufsleben. Insbesondere Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren mit niedrigerem Bildungsniveau würden lieber auf diese Weise sofort und schnell Geld verdienen wollen anstatt als Azubis für mehrere Jahre ein Ausbildungsentgelt zu beziehen.
Falsche Anreize durch steigenden Mindestlohn?
Die Bertelsmann Stiftung warnt nun vor den möglichen gesellschaftlichen Auswirkungen und wirtschaftlichen Folgen dieser verbreiteten Haltung bei jungen Menschen. Ohne eine reguläre Ausbildung steige das individuelle Risiko, "arbeitslos zu werden oder im Niedriglohnsektor zu verharren", betonte die Expertin Helen Renk mit Blick auf die Jugendlichen. Berufliche Qualifikation müsse "für junge Menschen attraktiver sein, als ungelernt zu arbeiten", forderte Renk. Laut Statistischer Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hatte im Jahr 2023 knapp ein Fünftel aller 20- bis 34-Jährigen keinen Berufsabschluss. Das aber könne sich Deutschland im Angesicht von Fachkräftemangel und demografischen Veränderungen nicht erlauben.
Auch der Wirtschaftsverband DIHK in Baden-Württemberg warnte im Zusammenhang mit diesen Zahlen davor, dass der steigende Mindestlohn auch falsche Anreize für Jugendliche setzen könne, indem er dazu verleitet, ohne qualifizierte Ausbildung ins Arbeitsleben zu starten. Dies sei insbesondere gerade für Jugendliche mit niedrigerem Schulabschluss problematisch, wenn sich wie so oft deren Status als Ungelernte später fortsetzt und sich langfristig negativ auf ihre Lebensperspektiven auswirken würde.
Berufsausbildung trotzdem Nummer Eins
Nichtsdestotrotz habe die Studie auch gezeigt, dass die duale Berufsausbildung immer noch der beliebteste Bildungsweg nach dem Lebensabschnitt Schule darstelle. Denn 43 Prozent der 1755 Befragten hätten dies so angegeben, während nur 40 Prozent ein Studium als Favorit ansahen. Die Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) begrüßte diesen Trend als positives Zeichen, verwies aber auch auf die Notwendigkeit einer verbindlichen und praxisorientierten Berufsorientierung an den Schulformen - inklusive Gymnasium.
Ein bewährtes Mittel für die Integration junger Menschen in die Berufsbildungszweige sei laut DIHK die sogenannte Einstiegsqualifizierung. Dabei handele es sich um ein vier- bis zwölfmonatiges Praktikumsprogramm, das Jugendlichen erste berufliche Erfahrungen ermögliche. Viele Teilnehmer würden im Anschluss von den Betrieben dann in eine reguläre Ausbildung als Azubi übernommen.
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