Hypnosetherapie – In gelenkter Trance innere Konflikte loslassen
Hypnose als Therapie
Das menschliche Bewusstsein kann belastende Erfahrungen von der Persönlichkeit abspalten und unzugänglich machen. Dies kann in späteren Jahren zu innerer Not und verschiedenen posychischen Leiden führen. Wird das Wachbewusstsein in einer Trance heruntergefahren, lassen sich verdrängte Erfahrungen in den bewussten Erfahrungsraum zurückholen. Diese können dann im Schutz einer geleiteten Therapie bewusst durchlebt und verarbeitet werden. Mit Hilfe der Hypnose lassen sich somit abgespaltene Anteile mit der aktuellen Identität wieder versöhnen und verbinden. Darüber hinaus ermöglicht die kontrollierte Hypnose es, vergrabene Potentiale und mentale Selbstheilungskräfte zu reaktivieren. Dadurch können Patienten zu einer stabileren, positiven Stimmungslage und Zuversicht gelangen.
Hypnosezustand durch Trance(c) Getty Images / PashaIgnatov
In der Hypnose führen geschulte Psychotherapeuten ihre Patienten zu einem trancegleichen Bewusstseinszustand. Dies gelingt durch verschiedene Mentaltechniken, die beispielsweise vegetative Funktionen wie Atmung und Herzschlag beeinflussen. Die auf diese Weise herbeigeführte Trance-Phase erlaubt einen Dialog mit dem Unterbewusstsein der Patienten, befreit von Barrieren, die der bewusste Wille setzen kann. So können Menschen innerhalb dieses Bewusstseinszustandes ihre Symptome abmildern oder sich dieser gänzlich entledigen. Obwohl die Therapeuten die Behandlung lenken, besteht ein wichtiger Grundsatz der Hypnotherapie darin, die Autonomie des Patienten in jeder Phase zu erhalten. Während einer Hypnosebehandlung geben also die Assoziationen, Impulse und Widerstände des Patienten die Richtung vor und nicht umgekehrt.
Wo Hypnotherapie hilft und wo nicht
Hypnose kann das Schmerzempfinmden beeinflussen(c) Getty Images / peterschreiber.media
Außerdem kann Hypnose das Selbstwertgefühl stärken. Deshalb nutzen speziell geschulte Ärzte und Therapeuten eine therapeutische Hypnose als Maßnahme gegen Formen der Essstörung. Unter kontrollierter Hypnose lassen sich zudem erregbare Hirnbereiche aktivieren und deaktivieren. Dadurch lässt sich das Schmerzempfinden drosseln, weshalb die Hypnose neben der Psychotherapie sogar in der Medizin und Zahnmedizin erfolgreich Anwendung findet. Auch bei Nikotinabhängigkeit und Schlafstörungen sowie zur Stressbewältigung und zum Abnehmen finden sich ebenfalls Angebote von Hypnoterapeuten.
Hypnose zeigte eine empirisch positive Behandlung unter anderem für folgende Krankheitsbilder und Einsatzgebiete:
- Akute und posttraumatische Belastungsstörungen
- Schlaf- und Essstörungen
- Adipositas
- Nikotinabhängigkeit
- Behandlung bei somatischen Schmerzen
Studien zeigten allerdings auch die Grenzen der Hypnose für die therapeutische Anwendung auf. So erwies sie sich als ungeeignet gegenüber Symptomen antisozialer Persönlichkeitsstörungen, wie zum Beispiel manischen, schizophrenen und paranoiden Zuständen. Genauso zeigte sie bei akuten Psychosen empirisch kaum Wirksamkeit. Als wenig wirksam erwies sich Hypnose auch bei stark traumatisierten Personen. Besonders bei Opfern von Missbrauch besteht sogar eine Gefahr einer Symptomverhärtung. Aufgrund der Rollenverteilung von Arzt bzw. Therapeut und Patient kann die Behandlung frühere Ohnmachtsgefühle bei den Klienten reaktivieren. Bei der Bearbeitung einstmals verschütteter Traumata der Kindheit können Suggestions- und Imaginationstechniken falsche Erinnerungen erzeugen, die sich festsetzen. Ebenfalls können sich weitere Denkmuster verzerren und dadurch Angststörungen und Depressionssymptome verfestigen.
Ablauf der Hypnosetherapie
Meist umfasst die Hypnose nur einige Sitzungen innerhalb einer Therapie. Vorab legen Klienten gegenüber dem Therapeuten die Ziele fest, die man in der Therapie erreichen möchte. Die vorbereitenden Gespräche dienen zudem dazu, eine vertrauensbasierte Beziehung aufzubauen. Sie bildet eine entscheidende Grundlage für die anschließende Hypnose und den Erfolg der Methode. In einer weiterführenden Beratung ermitteln beide Seiten den Fortschritt bzw. das gelungene Erreichen der gesetzten Ziele
- Vertrauensaufbauendes Kennenlernen
- Hypnose-vorbereitende Induktion
- tiefergehende therapeutische Behandlung durch hypnotische Trance
- Reorientierungsphase
In der Induktionsphase kommen akustische und optische Methoden zum Einsatz. Zum Beispiel werden innere Bilder erzeugt und beruhigende Klänge genutzt. Hinzu können das Körpergefühl ansprechende Methoden kommen durch Suggestion von Wärme und Schwere. In der Hypno-Trance werden die Patienten per Suggestion animiert, den Behandlungszielen dienende Gedanken und Verhaltensweisen vorzustellen und in der Vorstellung auszuführen. Die Reorientierungsphase beschreibt einen allmählichen Aufwachprozess, in dem das Bewusstsein zurück in die Behandlungssituation geholt wird. Innerhalb dieser Sitzungen kommen hauptsächlich oder mitunter ausschließlich hypnotherapeutische Methoden zum Tragen. Psychotherapeutische Verfahren werden in dieser Phase meist nur zur Begleitung der Hypnose eingesetzt.
Formen der Hypnosebehandlung
geführte Trance in der Hypnosetherapie(c) Getty Images / AndreyPopov
Im suggestionstherapeutischen Teil verwendet der Therapeut verbale Formeln, bestehend aus Wörtern und Phrasen, die auf das Denken wie ein Code wirken. Dieser Code soll das bisherige Skript des Denkens über eine belastende Erfahrung verändern. Das Ziel besteht darin, eine eingefahrene Verknüpfung von Situation und damit verbundenen Gefühlen zu trennen. Dadurch kann eine neue Vorstellung und Bewertung von der entsprechenden Situation implementiert werden. Dies erleichtert den Weg zum möglichen Kern von Belastungen und der Erarbeitung neuer, positiver Denkmuster. Das Zusammenspiel der Verfahren leitet den Patienten in eine hypnotische Trance. Die Suggestion bildet während der hypnotischen Trance das Hauptelement der therapeutischen Leitung und tiefergehenden Behandlung. Diese kann von ihrer Intensität innerhalb einer Sitzung bzw. über mehrere Sitzungen hinweg variieren und von leichten bis zu sehr tiefen Stadien reichen.
Kostenübernahme der Krankenkasse
Im Jahr 2006 nahm der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie die Hypnotherapie in seine Liste anerkannter Therapieformen im Sinne des § 11 im Psychotherapeutengesetz auf. Dies gilt allerdings nur für die Therapie bei Erwachsenen und nur für ausgewählte Anwendungsbereiche. Die Entscheidung stützte sich auf Studien, welche die therapeutische Wirkungskraft von Hypnose bestätigen. Hypnose gilt demnach als effektiv bei der Behandlung von körperlicher und psychischer Abhängigkeit sowie bestimmter psychosomatischer Störungen. Allerdings fehlt für viele Anwendungsbereiche eine ausreichende Studienlage, damit die Hypnotherapie auch von der gesetzlichen Krankenkasse anerkannt wird. Die Hypnotherapie gehört deshalb zu den individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) und ist nicht im Leistungskatalog der GKV aufgeführt. Unter Umständen ist es aber möglich, von der Krankenkasse eine Kostenübernahme für eine Hypnosetherapie zu erhalten. Selbstzahler müssen bei einer psychotherapeutischen Hypnosebehandlung mit Kosten zwischen 80 und 150 Euro pro Sitzung rechnen. Volljährige GKV-Versicherte können eine Kostenübernahme für Hypnotherapie bei somatischen Krankheiten und Suchtverhalten beantragen. In begründeten Einzelfällen übernimmt die gesetzliche Krankenkasse auf Antrag dann die Kosten. Mit einer geeigneten Zusatzversicherung können gesetzlich Versicherte auch Hypnoseleistungen in Anspruch nehmen.