Selbsthilfegruppen: Wir sind nicht allein
Seit dem Jahr 1992 sind die gesetzlichen Krankenkassen nach § 20h SGB V dazu verpflichtet, gesundheitsbezogene Selbsthilfe zu fördern. Selbsthilfegruppen, Selbsthilfeorganisationen und Selbsthilfekontaktstellen unterstützen und ergänzen seit vielen Jahren die professionellen Ansätze der Gesundheitsversorgung. Warum das so wichtig ist? Durch eine präventive und rehabilitative Ausrichtung der Angebote können nicht nur die betroffenen Menschen Hilfeleistungen erfahren sondern auch ihre Angehörigen.
Zur Geschichte der Selbsthilfebewegung
Selbsthilfegruppe(c) Christian Dorn / Pixabay / CC0
Genau diese Menschen und dessen Angehörige organisierten sich und gründeten neue Selbsthilfeinitiativen und Selbsthilfevereinigungen. Dadurch halfen sie sich nicht nur selbst, sondern machten dadurch auch die Mängel im Sozial- und Gesundheitswesen sichtbar. Auch in der DDR entstanden die ersten Selbsthilfegruppen, meist unter dem Dach der Kirche.
Was heute selbstverständlich erscheint und teilweise schon gesellschaftlich anerkannt ist, war ein langandauernder Kampf einer sozialen Bewegung, die bis heute noch nicht abgeschlossen ist.
Was heißt gesundheitsbezogene Selbsthilfe?
Selbsthilfegruppen und Krankenkassen(c) Gabriele Stein / pixelio.de
Der freiwillige Erfahrungsaustausch von Menschen die in einer ähnlichen Lage sind, ermöglicht den Betroffenen und Angehörigen einen besseren Umgang mit der Situation. Denn dort kann emotionale Unterstützung erfahren und Motivation aufgebaut werden. Darüber hinaus kann die gesundheitsbezogene Selbsthilfe gleichzeitig auch eine politische und gesellschaftliche Interessenvertretung darstellen. Ziel der Selbsthilfegruppen ist es, durch die entstehende Gemeinschaft wieder die Verantwortung für die eigene Lebenssituation zu übernehmen und sich selbst und andere zu bestärken.
Als Selbsthilfeorganisationen werden die Verbände der unterschiedlichen Selbsthilfegruppen bezeichnet. Dabei werden die Interessen überregional vertreten.
Zu den wichtigsten Vertretungen der Selbsthilfeorganisationen gehören:
- Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e. V. (BAG SELBSTHILFE)
- Der PARITÄTISCHE – Gesamtverband e. V.,
- Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e. V. (DAG SHG)
- Verein Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen.
Selbsthilfekontaktstellen sind professionelle Beratungseinrichtungen, die auf Bundes-, Landes-, und Ortsebene fungieren. Dort wird mit hauptamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an dem Ausbau und der Unterstützung der Selbsthilfestrukturen gearbeitet.
- Hilfe bei der Suche nach einer passenden Selbsthilfegruppe
- Persönliche und telefonische Beratung
- Vermittlungen von Selbsthilfefördermitteln
- Vermittlung von Räumen für Selbsthilfegruppen
- Hilfe bei der Organisation von Selbsthilfetagen
Selbsthilfegruppen in Deutschland
Nach aktuellen Schätzungen zufolge, wie die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) schreibt, gibt es zurzeit zwischen 70.000 und 100.000 Selbsthilfegruppen in Deutschland. In diesen Gruppen engagieren sich ca. 3,5 Millionen Menschen und setzen sich mit den verschiedensten gesundheitlichen und sozialen Themen auseinander.