Warken zückt Rotstift: Bundes-Klinik-Atlas soll vom Netz
Signal zur Abschaltung
Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtete, enthalte eine interne Verfügung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) eine rückwirkende Auflösung der Projektgruppe 'Bundes-Klinik-Atlas' zum Stichtag 1. Juni. Das könnte der Startschuss zu einer Abschaltung des Atlas sein, wie sie Nina Warken im Sommer öffentlich angedeutet hatte. Käme es zum Aus des Klinikatlas, würde die neue Gesundheitsministerin Hand an ein Prestigeprojekt der Ampel-Regierung legen, das erst seit etwas mehr als einem Jahr online verfügbar ist und vom BMG inhaltlich verantwortet wird.
Unabhängige Information für Patienten
Das Online-Vergleichsportal unterstützte seit 2024 Patienten bei der Suche nach dem passenden Krankenhaus. Mit Hilfe eines so genanten Tacho-Systems können sie ermitteln, welche Klinik sich im bundesweiten Vergleich für bestimmte Behandlungen am besten eignet oder wie gut die Krankenhäuser personell ausgestattet sind.
Der Start des Klinikatlas versprach Patienten und Versicherten niedrigschwellige, neutrale und transparente Vergleichsmöglichkeiten von bundesweit 1.700 Kliniken und Krankenhäusern. Die Nutzerzahlen seien aber hinter den Erwartungen zurückgeblieben und hätten diejenigen des Deutschen Krankenhausverzeichnis nicht eingeholt. Eine Doppelstruktur aufrecht zu erhalten und zu finanzieren, sei schwierig, begründete Warken ihren Plan auf dem Sommerfest der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).
Im Vorfeld hatte es immer wieder Kritik an dem neuen Portal gegeben. So hatten Kliniken und Ärzteverbände fehlerhafte und missverständliche Angaben bemängelt, die ein falsches Bild von der Leistungsfähigkeit einzelner Häuser zeichneten. Patientenschützer wie der wiederum hatten die schwere Veständlichkeit der veröffentlichten Fachdaten kritisiert, die eher für Verwirrung als für Klarheit gesorgt hätten.
Kritik und Unverständnis
Verbraucherorganisationen und Sozialverbände kritisierten hingegen die Streichungsabsichten der Gesundheitsministerin und warnten vor den Folgen. Ein Ende des Bundes-Klinik-Atlasses "wäre aus Patientensicht fatal" sagte Thomas Moormann, Leiter des Teams Gesundheit und Pflege im Verbraucherzentrale Bundesverband. Ein Aus des Klinik-Atlas dürfe "keinesfalls das Aus für Transparenz bedeuten", äußerte VdK - Präsidentin Vera Bentele in einer Mitteilung des Verbandes. Eine wirklich unabhängige Informationsquelle wie der bedrohte Klinik-Atlas sei essenziell. Es dürfe nicht sein, dass "Informationen zur Krankenhausbehandlung künftig allein durch Klinikträger oder -verbände im Krankenhausverzeichnis bereitgestellt werden", so Bentele.