Grünen - Kehrtwende beim Thema Homöopathie
Bundesparteitag verabschiedet Beschluss gegen Erstattung durch Krankenkassen"Endlich weg von Kompromissen" und "hin zu Visionen", forderte die Co-Vorsitzende der Grünen Jugend, Henriette Heldt. Und wer Visionen hat, solle möglichst zum Arzt gehen - anstatt zum Homöpathen, wäre nun frei nach Karl Valentin hinzuzufügen. Im politischen Streit um die Homöopathie profilierten sich in den vergangenen Wahlperioden schon verschiedene Politiker wie Jens Spahn (CDU) oder Karl Lauterbach (SPD). Der ehemalige Gesundheitsminister der Ampel-Regierung war bei seinem Feldzug gegen die Homöopathie sogar am Widerstand der Grünen gescheitert.
Abkehr vom traditionellen Wählermilieu
Innerhalb der Grünen hielt die politische Mehrheit bislang an einer breiten Medizinlandschaft unter Einbeziehung der Naturheilverfahren fest. Grüne Gesundheitspolitik umfasste etwa neben der Unterstützung für natürliche Geburtshilfe durch Hebammen, Geburtshäuser und Gendermedizin immer auch die Komplementärmedizin als Säule. Dies entsprach auch den Überzeugungen und lebensweltlichen Ansichten ihrer ursprünglichen Wählerklientel.
Auf dem Bundesparteitag am letzten Novemberwochenende nun ein deutlicher Bruch: Künftig lehnt die Partei die Kostenübernahme homöopathischer Behandlungen durch gesetzliche Krankenkassen ab. In dem angenommenen Antrag heißt es, die Solidargemeinschaft solle nicht für Therapien zahlen, deren Wirksamkeit über den Placeboeffekt hinaus wissenschaftlich nicht belegt sei. Die Erstattung homöopathischer Mittel erwecke einen "falschen Eindruck" von medizinischer Wirksamkeit und könne Patientinnen und Patienten in die Irre führen.
Der Beschluss richtet sich besonders gegen Homöopathie als freiwillige Satzungsleistung vieler Krankenkassen. Diese wird zusätzlich zu den regulären Leistungen angeboten. Der Parteivorstand von Bündnis90/DieGrünen hatte im Vorfeld einen Gegenantrag eingebracht, der den Kassen auch künftig die freiwillige Erstattung homöopathischer Mittel ermöglichen wollte. Dieser setzte sich jedoch nicht durch.
Bisheriger Kompromiss nun obsolet
Mit dem neuen Beschluss verabschieden sich die Grünen von ihrer bisherigen Linie. Seit 2020 galt ein Kompromiss, wonach Homöopathie nicht abgeschafft, aber in gesonderte, eigenfinanzierte Extratarife ausgelagert werden sollte. Einige Delegierte warnten vor einer Neuauflage der damaligen parteiinternen Konflikte. Andere betonten, die Entscheidung berühre grundsätzliche Fragen des wissenschaftlichen Anspruchs der Partei. Zudem äußerten manche die Sorge, das kontroverse Thema kurz vor wichtigen Landtagswahlen erneut in den Mittelpunkt zu rücken.
