Hauptregion der Seite anspringen
Gesundheitspolitik

Geburtshilfe: Budget für Hebammen in Kliniken bleibt

Erfolgreicher Protest von Berufsverbänden gegen Lauterbachs Kürzungspläne
veröffentlicht am 30.11.2022 von Redaktion krankenkasseninfo.de

Hebammenprotest gegen Kürzungspläne der Ampel Hebammenprotest gegen Kürzungspläne der Ampel(c) Deutscher Hebammenverband (DHV)
Der Aufschrei war groß und deutlich zu hören: Als Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Oktober seine Krankenhausreform vorstellte, wehrten sich Berufsverbände der Hebammen lautstark gegen die vorgesehene Streichung ihrer Leistungen aus den Klinikbudgets. Durch diese wären die meisten Krankenhäuser gezwungen gewesen, Hebammenstellen abzubauen.

2022-11-30T13:20:00+00:00
Werbung

Um 180 Grad ins Gegenteil verkehrt

Und das, obwohl die Ampel-Regierung im Koalitionsvertrag eine Stärkung und Ausbau der Hebammenversorgung und sogar eine flächendeckende Eins-zu-Eins-Betreuung beschlossen hatte! „Wir erleben in Deutschland derzeit einen Überlebenskampf der Geburtshilfe, wie wir ihn bis vor Kurzem für undenkbar gehalten hätten", kommentierte eine entrüstete Verbandspräsidentin Ulrike Geppert-Orthofer das gebrochene und sogar ins Gegenteil verkehrte politische Versprechen.

Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin DHV Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin DHV© Deutscher Hebammenverband, Fotograf: Hans-Christ
Lauterbach hatte mit seinem Vorstoß statt dessen einen neuen Angriff auf die Rolle der Hebammen in der Geburtshilfe versucht und musste nun deutliche Kritik dafür einstecken. „Ginge es nach den Vorstellungen des Bundesgesundheitsministeriums sollen Hebammen immer weiter aus der Versorgung verdrängt werden", kritisierte die DHV-Chefin Geppert-Orthofer scharf. Bei allen betreffenden gesetzlichen Vorlagen ginge es den Hebammen in den Wochenbettstationen und bei der Betreuung von Risikoschwangerschaften „regelrecht an den Kragen", so Geppert-Orthofer. Dabei seien ausgebildete Hebammen „die einzige Berufsgruppe, die dafür ausgebildet ist, Frauen vor, während und nach der Geburt qualitätsgesichert und hochwertig zu betreuen".

Erfolgreiche Petition und Kritik von der FDP

Eine Online-Petition gegen die Budgetkürzungen erreichte in kurzer zeit mehr als 1,5 Millionen Unterschriften und machte damit die Brisanz deutlich. Kritik kam auch vom Koalitionspartner FDP. Deren pflegepolitische Sprecherin im Bundestag Nicole Westig formulierte deutlich in Richtung Lauterbach, dass das Gesundheitsministerium Maßnahmen ergreifen solle, „die die Zahl der Hebammen auf den entsprechenden Stationen steigert und nicht reduziert“.

Die vielfältigen Protestsignale blieben nicht ohne Echo: Unmittelbar nach einem Krisenkongress der Hebammen Mitte November lenkte Lauterbach ein und machte die Streichungen rückgängig. Die Mittel der gesetzlichen Krankenversicherung für Hebammen-Leistungen werden nun im Budget der Kliniken erhalten bleiben. Die von den Hebammen befürchteten „katastrophalen Auswirkungen auf die klinische Geburtshilfe“ sind abgewehrt.

>> Welche Krankenkassen bezahlen eine Hebammen - Rufbereitschaft?

Weiterführende Artikel:
  • Glückssache Hebamme?
    Für Schwangere und junge Mütter sind Hebammen unersetzlich. Auf die individuelle Versorgung in der Schwangerschaft, die Geburtshilfe sowie die Betreuung während der Zeit des Wochenbetts können viele Mütter nicht verzichten.
  • App "TK-Baby­zeit": Chatten mit der Hebamme
    Wer gut informiert ist, fühlt sich sicherer und kann mit seiner Schwangerschaft besser umgehen. Daher hat die Techniker Krankenkasse (TK) alle wichtigen Informationen und Services rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit in einer neuen App, der "TK-Babyzeit", gebündelt.
  • Nabelschnurblut nach der Entbindung einlagern
    Unmittelbar nach der Geburt besteht die Möglichkeit, eine risiko- und schmerzfreie Entnahme von Nabelschnurblut und die Aufbewahrung der darin enthaltenen Stammzellen durchführen zu lassen. Diese Stammzellen besitzen hervorragende Eigenschaften, die in späteren Jahren noch von großem Nutzen sein können.
  • Gesundheitspolitik im Koalitionsvertrag: Das alles will die Ampel
    Der Koalitionsvertrag der künftigen Ampel-Regierung aus SPD, FDP und GRÜNEN enthält kein Kapitel unter dem Titel „Gesundheitsreform“, jedoch eine Fülle von gesetzlichen Vorhaben, Novellen und Aktionsplänen im Bereich der Gesundheitspolitik.
  • Neue Kassenleistung ab Juli: Bluttests auf Trisomie bei Schwangerschaft
    Die gesetzlichen Krankenkassen erweitern ihre Vorsorgeleistungen für Schwangere. Ab Juli können Pränataltests auf  Trisomie von den Kassen bei Risikoschwangerschaften übernommen werden. Die Kostenübernahme wurde nun vom Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) als Kassenleistung festgelegt und gilt ab dem 1. Juli 2022.

 

 

Bewerten Sie uns 4,8 / 5
https://www.krankenkasseninfo.de

12953 Besucher haben in den letzten 12 Monaten eine Bewertung abgegeben.

Kategorien