Gesundheitssysteme der Länder – Frankreich
Abgedeckt werden ärztliche Konsultationen, Medikamente, Krankenhausaufenthalte, zahnärztliche und optische Behandlungen sowie Vorsorgebehandlungen. Der Präventionssektor verfügt über stark ausgebaute Programme wie Früherkennung und Impfkampagnen. Sie sind Teil der öffentlichen Gesundheitspolitik.
Lebenserwartung
Mit 83,0 Jahren (Stand 2023) ist die Lebenserwartung in Frankreich höher als in Deutschland mit ca. 81,2 Jahren. Damit liegt das Land über dem EU-Durchschnitt von rund 81,5 Jahren. Grund hierfür ist die Kombination aus gesundem Lebensstil, einem gut ausgebauten Gesundheitssystem, einer stabilen Gesellschaft sowie starken sozialen und familiären Bindungen, die sich positiv auf die Lebensqualität auswirken. So wird die französische Küche mitunter als reichhaltig und vielfältig beschrieben. Zu den kulturellen Gewohnheiten zählen unter anderem gemeinsame Mahlzeiten und eine ausgewogene Ernährung, die auch an Schulen vermittelt wird.
Gesundheitsausgaben pro Kopf
In Frankreich ist die Bemessungsgrundlage für den Krankenkassenbeitrag seit 1995 nicht mehr allein das Gehalt, sondern es spielen alle Einkünfte eine Rolle. Im Jahr 2022 beliefen sich die Gesundheitsausgaben auf rund 313,574 Milliarden Euro, was einer Pro-Kopf-Ausgabe von circa 4.600 Euro entspricht. Die Sozialversicherungsbeiträge werden direkt vom Gehalt abgezogen. Die Sécurité Sociale trägt rund 75 Prozent der Gesundheitsausgaben des Landes. Um die Kosten im Griff zu halten, legt die Regierung jährlich ein nationales Ziel für die Gesundheitsausgaben fest. Im Vergleich zu Deutschland muss die französische Bevölkerung mehr Zuzahlungen leisten. Die französische Krankenversicherung erstattet nur rund 75 Prozent der Kosten für ambulante medizinische und therapeutische Behandlungen sowie 92 Prozent der Kosten für stationäre Behandlungen. Um den Eigenanteil abzudecken, hatten zuletzt fast 90 Prozent der Franzosen eine private Zusatzversicherung.
Anzahl der Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohnern
In Frankreich stehen der Bevölkerung rund 5,4 Betten pro 1.000 Einwohner zur Verfügung. Damit liegt das Land leicht über dem EU-Durchschnitt von 5,0 Betten. Wie in Deutschland ist auch hier die Anzahl der Betten rückläufig. Grund hierfür ist die strategische Neuausrichtung hin zur ambulanten und dezentralen Versorgung, wie sie auch in Deutschland zu beobachten ist. Dieser Wandel soll die Kosten senken, die Effizienz steigern und die Patientenversorgung stärker auf den ambulanten Bereich konzentrieren.
Die Gesundheitsversorgung im Detail
Zahnvorsorge
Die Zahnversorgung in Frankreich ist grundsätzlich zugänglich, erfordert in der Regel jedoch eine private Zahnzusatzversicherung, da die staatliche Krankenversicherung nur einen Teil der Kosten erstattet und die Kosten somit nicht vollständig gedeckt sind. Patienten können frei wählen, zu welchem Zahnarzt sie gehen möchten und sich ähnlich wie in Deutschland direkt an eine Praxis wenden. Wie in Deutschland herrscht auch hier das Prinzip der freien Arztwahl
Schwangerschaftsvorsorge
Die französische Schwangerschaftsvorsorge umfasst mindestens drei Ultraschalluntersuchungen sowie eine Reihe standardmäßiger Vorsorgeuntersuchungen, die von der Krankenversicherung übernommen werden. Um diese Leistungen in Anspruch nehmen zu können, muss die Schwangerschaft fristgerecht bei der Sozialversicherung und der Familienkasse gemeldet werden. Der Mutterschutz umfasst eine gesetzlich vorgeschriebene Schutzfrist vor und nach der Geburt. Ihre Dauer richtet sich anders als in Deutschland nach der Anzahl der Kinder.
Präventionsmaßnahmen
Trotz der grundsätzlich gut funktionierenden medizinischen Versorgung hat das französische Gesundheitssystem in der Prävention noch Nachholbedarf, da Präventionsleistungen bei vermeidbaren Krankheiten Schwächen aufweisen. Zu den geplanten Maßnahmen gehören die Einführung eines kostenlosen Basispakets für Zahnersatz, Brillen und Hörgeräte (100 Prozent Santé), die Stärkung der Primärversorgung durch multidisziplinäre Zentren sowie die Förderung der digitalen Gesundheit durch Telemedizin und Big Data, um die Gesundheitskompetenz der Bürger zu verbessern. Insgesamt zeichnet sich das französische Gesundheitssystem dennoch durch stark ausgebaute Programme mit Impfkampagnen und Früherkennungsmaßnahmen aus, die Teil der öffentlichen Gesundheitspolitik sind.
Leistungsfähig, effizient, aber Verbesserungspotenzial auf dem Land
Frankreich verfügt über eines der leistungsfähigsten Gesundheitssysteme Europas mit einer nahezu vollständigen Bevölkerungsabdeckung, einer hohen Lebenserwartung von rund 83 Jahren und einer geringen Selbstbeteiligung. Die Gesundheitsausgaben liegen bei etwa 4.600 Euro pro Kopf (Stand: 2022) und machen rund 11,6 Prozent des BIP aus (Stand: 2023).
Zu den Stärken zählen die gute medizinische Versorgung, kurze Wartezeiten und eine hohe Qualität. Ergänzende Privatversicherungen („complémentaire”) decken zusätzliche Kosten, zum Beispiel für Zahnersatz oder Brillen, ab. Schwächen bestehen in regionalen Versorgungsengpässen, einem Pflegenotstand und hohen Verhaltensrisiken (Rauchen, Alkohol). Auch der Präventionsanteil ist ausbaufähig.
Trotzdem gilt das System als sozial ausgewogen, effizient und patientenorientiert, wobei es Verbesserungspotenzial in ländlichen Regionen und im Bereich der Vorsorge gibt.
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