Gesundheitssysteme der Länder – Russland
Die Lebenserwartung
Die Lebenserwartung bei Geburt liegt in Russland (Stand 2024) bei rund 72,7 Jahren. Damit liegt das Land deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 81,5 Jahren. Vor allem bei Männern ist die Lebenserwartung mit rund 67 Jahren sehr niedrig. Ursachen hierfür sind weit verbreitete Risikofaktoren wie Alkohol- und Tabakkonsum, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine hohe Zahl vermeidbarer Todesfälle sowie die unzureichende Finanzierung des Gesundheitssystems, insbesondere in der postsowjetischen Zeit.
Gesundheitsausgaben pro Kopf
Im Jahr 2022 beliefen sich die Gesundheitsausgaben auf rund 1.250 Euro pro Einwohner, was etwa 5,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Damit liegen die Pro-Kopf-Ausgaben deutlich unter dem Niveau der OECD-Staaten. Zwar werden grundlegende medizinische Leistungen durch die OMS abgedeckt, doch in der Praxis müssen viele Patienten für Medikamente, bestimmte Behandlungen oder moderne Therapien selbst aufkommen.
Anzahl der Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohnern
Russland verfügt über rund 7,1 Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohner. Dieser Wert ist ähnlich hoch wie in Österreich und liegt nur knapp unter dem Wert in Deutschland. Allerdings unterscheiden sich Ausstattung und Qualität der Einrichtungen regional stark: Während es in Großstädten moderne Kliniken gibt, ist die Infrastruktur in ländlichen Regionen oft veraltet.
Die Gesundheitsversorgung im Detail
Zahnvorsorge
Zahnmedizinische Leistungen werden im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung nur sehr eingeschränkt übernommen. Basisleistungen sind in öffentlichen Einrichtungen zwar kostenfrei, die Qualität ist jedoch oft niedrig. Für moderne Zahnbehandlungen oder Zahnersatz müssen Patienten in der Regel selbst aufkommen oder auf private Kliniken zurückgreifen.
Schwangerschaftsvorsorge
Schwangere haben im Rahmen der OMS Anspruch auf kostenfreie Vorsorgeuntersuchungen. Dazu gehören regelmäßige ärztliche Kontrollen, Bluttests und geburtsbegleitende Leistungen. In der Praxis gibt es jedoch große Qualitätsunterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen. Viele Familien nutzen deshalb private Zusatzangebote, um eine bessere Betreuung zu erhalten.
Präventionsmaßnahmen
In den letzten Jahren hat Russland verstärkt Programme zur Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie zum Rückgang von Tabak- und Alkoholkonsum eingeführt. Impfprogramme und Früherkennungsmaßnahmen sind zwar gesetzlich vorgesehen, erreichen jedoch nicht alle Bevölkerungsgruppen. Der Anteil der Präventionsausgaben bleibt vergleichsweise gering und die gesundheitlichen Risikofaktoren in der Bevölkerung sind nach wie vor hoch.
Qualitätsunterschiede, Versorgungsengpässe und hohe private Zuzahlungen
Formal bietet das russische Gesundheitssystem eine universelle Abdeckung durch die obligatorische Krankenversicherung. In der Realität gibt es jedoch erhebliche Qualitätsunterschiede, Versorgungsengpässe und einen hohen Bedarf an privaten Zuzahlungen. Trotz einer vergleichsweise hohen Krankenhausbettendichte sind die Lebenserwartung und die allgemeinen Gesundheitsindikatoren niedrig. Um das System nachhaltig zu verbessern, müssen Prävention, regionale Ausgleichsmaßnahmen und Investitionen in eine moderne Infrastruktur deutlich verstärkt werden.
