Anthroposophische Medizin
Die Anthroposophische Medizin ist eine komplementärmedizinische Behandlungsmethode und basiert auf der von dem österreichischen Philosophen Rudolf Steiner Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten spirituellen Weltanschauung der Anthroposophie. Die Diagnose und Behandlung von Krankheiten berücksichtigt in der anthroposophischen Medizin nicht nur messbare Untersuchungsbefunde, sondern auch den Charakter und die individuelle Lebenssituation des Patienten. Anthroposophische Behandlungen gehören nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung und müssen in der Regel vom Versicherten selbst gezahlt werden. Einige Krankenkassen haben deshalb eine Satzungsleistung beschlossen, die die Kostenübernahme ermöglicht.
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Philosophie und Wirkungsweise
Die anthroposophische Medizin versteht sich nicht als Alternative zur Schulmedizin, sondern erweitert diese um eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen. Bei der Wahl der richtigen Behandlung wird daher neben naturwissenschaftlich anerkannten Diagnosemethoden auch das Verhältnis von Körper, Geist und Seele des Patienten sowie dessen Persönlichkeit, Lebenslauf und soziales Umfeld berücksichtigt. Krankheiten sind gemäß dieser Philosophie keine zufällig auftretenden Ereignisse, sondern werden durch eine Störung der Harmonie zwischen Körper, Geist und Seele verursacht, die sich in Form von körperlichen und seelischen Beschwerden äußert. Im Mittelpunkt der anthroposophischen Medizin steht deshalb die Individualität eines jeden Menschen, die eine auf den jeweiligen Patienten zugeschnittene Behandlung erfordert. Pauschale Beurteilungen von Symptomen und starre Behandlungsschemata werden dabei als nicht zielführend angesehen.
Anthroposophische Behandlungsmethoden
Das übergeordnete Ziel anthroposophischer Therapieformen ist es, die körperlichen und geistigen Ebenen des Patienten wieder in Einklang zu bringen und so die Selbstheilungskräfte des Menschen zu aktivieren. Für eine erfolgreiche Genesung ist deshalb eine aktive und eigenverantwortliche Mitarbeit des Patienten erforderlich. Die in der Anthroposophischen Medizin eingesetzten pflanzlichen und tierischen Arzneimittel werden oft in potenzierter (stark verdünnter) Form verabreicht. In dieser Hinsicht ähnelt sie der Homöopathie, auch wenn die Wahl des richtigen Medikaments in der Anthroposophischen Medizin nach anderen Gesichtspunkten erfolgt. Das bekannteste anthroposophische Arzneimittel sind Mistelpräparate zur Behandlung von Krebserkrankungen im Rahmen der Misteltherapie.
Andere weit verbreitete Behandlungsmethoden der Anthroposophischen Medizin sind:
Anthroposophische Kunsttherapie
Schöpferische Tätigkeiten (z.B. Malen, Töpfern, Musizieren) sollen dem Patienten dabei helfen, sich mit seinen Gedanken und Gefühlen aktiv auseinandersetzen und so die körpereigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
Heileurythmie
Bei der Heileurythmie handelt es sich um eine Bewegungstherapie, mit der das innere Gleichgewicht wiederhergestellt werden soll. Dabei werden Laute und Worte in bestimmte Bewegungen umgesetzt.
Rhythmische Massage
Rhythmische Massagen unterscheiden sich von anderen Massagearten dadurch, dass sie anstelle von Druck mit sanften Zugbewegungen auf den Körper einwirken. Die Anwendung wird dabei an den körpereigenen Rhythmus des Patienten angepasst.
Öldispersionsbadetherapie
Dabei wird der Körper in ein warmes Öl-Wasser-Gemisch eingehüllt. Das Öl wird teilweise über die Haut aufgenommen und bewirkt dadurch eine langanhaltende Erhöhung der Körpertemperatur, die wiederum zu einer Anregung des Immunsystems führt.
Kritik an der Anthroposophischen Medizin
Die Wirksamkeit der Anthroposophischen Medizin wird von vielen Wissenschaftlern und Schulmedizinern angezweifelt. Die Kritik richtet sich dabei vorrangig gegen die Lehren Rudolf Steiners, auf denen die Anthroposophie aufbaut und die von naturwissenschaftlicher Seite nicht bewiesen werden können. Positive Auswirkungen anthroposophischer Behandlungsmethoden werden demnach auf den Placebo-Effekt und die intensivere Zuwendung des Arztes zurückgeführt.
Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Anthroposophische Behandlungen sind keine Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenversicherung und werden deshalb nur von Krankenkassen erstattet, die die Kostenübernahme in einer freiwilligen Satzungsleistung beschlossen haben. Voraussetzung für die Erstattung ist in der Regel, dass die Behandlung von einem sogenannten Vertragsarzt durchgeführt wird, der einer speziellen Vereinbarung mit der Krankenkasse zugestimmt hat. Eine Liste zugelassener Ärzte wird von der jeweiligen Krankenkasse zur Verfügung gestellt. Die Kostenübernahme erfolgt je nach Kasse anteilig oder in voller Höhe. Zudem wird die Behandlung oft über das Gesundheitskonto des Versicherten abgerechnet. Dabei ist zu beachten, dass mit einem solchen Gesundheitskonto nur ein bestimmter Gesamtbetrag pro Kalenderjahr für Mehrleistungen der Krankenkasse genutzt werden kann. Der erstattete Betrag steht somit später nicht mehr für andere Mehrleistungen zur Verfügung, die der Versicherte dann unter Umständen selbst zahlen muss.
Anthroposophische Arzneimittel sind in der Regel rezeptfrei erhältlich und somit nicht erstattungsfähig in der gesetzlichen Krankenversicherung. In Ausnahmefällen können jedoch auch anthroposophische Medikamente von der Kasse bezahlt werden, z.B. zur Schmerzlinderung bei unheilbaren Krebsleiden. Einige Krankenkassen haben zudem für die Erstattung alternativer Arzneimittel eine Satzungsleistung beschlossen (mehr dazu unter Kostenerstattung für rezeptfreie Medikamente).
Krankenkassentest
Welche Kassen übernehmen Kosten für anthroposophische Medizin?
Für den Test wurde wie folgt bewertet:
3 Sterne - Anthroposophische Medizin wird ohne Einschränkung bezahlt
2 Sterne - Einschränkung auf bestimmte Ärzte
1 Stern - nicht überall oder im Rahmen eines Gesundheitskontos