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Arzt & Patient

Zufriedenheit mit dem deutschen Gesundheitssystem bricht ein

TK-Meinungspuls 2025 mit alarmierenden Ergebnissen
veröffentlicht am 22.07.2025 von Redaktion krankenkasseninfo.de

Unzufriedenheit mit der Gesundheitsversorgung in DeutschlandUnzufriedenheit mit der Gesundheitsversorgung in Deutschland(c) Pixabay / CC0
Die Zufriedenheit mit dem deutschen Gesundheitssystem befindet sich im freien Fall: Laut dem neuen TK-Meinungspuls 2025 sind aktuell 30 Prozent der Menschen in Deutschland unzufrieden – ein dramatischer Anstieg im Vergleich zu 2021, als nur 10 Prozent diesen Eindruck hatten. Die Techniker Krankenkasse (TK) spricht von einer klaren Trendwende nach unten und fordert Reformen.

2025-07-22T11:07:00+02:00

"Seit Jahren steigen die finanziellen Belastungen der Versicherten, gleichzeitig nehmen Wartezeiten für Arzttermine zu.", kommentierte der TK-Vorstandsvorsitzende Dr. Jens Baas die Ergebnisse. "Viele Menschen haben das Gefühl, dass sie immer mehr zahlen – aber dafür immer weniger Leistung bekommen.", so Baas. Diese Entwicklung sei nicht überraschend, müsse aber endlich Konsequenzen haben. Die Politik dürfe die Warnsignale nicht länger ignorieren.

Zufriedenheit sinkt - Meinungsumfrage der TK 2025 Zufriedenheit sinkt - Meinungsumfrage der TK 2025(c) Techniker Krankenkasse

Engpässe bei Facharztterminen 

Ein besonders drängendes Problem sind die langen Wartezeiten auf Facharzttermine. 62 Prozent der Befragten sind damit unzufrieden. Im Jahr 2017 waren es noch 50 Prozent. Auch die allgemeine Zufriedenheit mit dem Angebot an Facharztpraxen hat deutlich abgenommen. Die TK schlägt für diesen Bereich die Einführung einer digitalen Ersteinschätzung vor. Diese soll nach TK-Vorstellungen künftig vor der Terminvergabe den medizinischen Bedarf klären und passende Behandlungspfade empfehlen – etwa digitale Selbsthilfe, einen Hausarztbesuch bis hin zu gezielter Terminvermittlung. So könnten laut TK Ressourcen gezielter eingesetzt und Patienten schneller versorgt werden.

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Quo vadis Beitragssatz?

Parallel steigt in der Bevölkerung die Sorge um die Finanzierbarkeit des Systems: 94 Prozent der Befragten erwarten weiterhin steigende Beiträge. Bereits heute liegt der durchschnittliche Beitragssatz bei über 17 Prozent – bis zum Ende des Jahrzehnts drohen laut Techniker Krankenkasse 20 Prozent, wenn nicht gegengesteuert wird. Der TK-Vorstandschef reagierte mit konkreten Forderungen zur Sanierung der GKV-Finanzen: Zum einen sollen die Herstellerrabatte auf neue Medikamente angehoben werden - mit einem Einsparpotenzial von zwei Milliarden Euro pro Jahr. Weiterhin sollen die Beiträge für Bürgergeldempfänger vollständig durch den Bund finanziert werden, was die Krankenkassen um 9 Milliarden Euro entlasten würde.

Dr. Jens Baas - Vorstandsvorsitzender der TK Dr. Jens Baas - Vorstandsvorsitzender der TK(c) Techniker Krankenkasse
Die wachsende Unzufriedenheit auf der einen Seite verstärkt offenbar auch die Bereitschaft und Offenheit in der Bevölkerung für strukturelle Veränderungen. So befürworteten 89 Prozent, dass Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal bestimmte Aufgaben von Ärzte übernehmen sollten. 72 Prozent unterstützen die geplante Krankenhausreform mit einer Spezialisierung der Kliniklandschaft. 81 Prozent aller Befragten haben bereits Arzttermine online gebucht oder möchten dies künftig tun. 77 Prozent würden ihre Krankengeschichte digital vorab erfassen. Und nicht zuletzt wollen 75 Prozent die elektronische Patientenakte (ePA) nutzen.

Appelle an die Verantwortung der Politik 

TK-Chef Baas interpretiert diese Ergebnisse als positives Signal für tiefgreifende Reformen. „Die Bevölkerung ist bereit für einen modernen Umbau des Gesundheitswesens." Die Politik müsse jetzt "nachziehen und dafür sorgen, dass digitale Angebote leicht zugänglich sind." Dazu gehör auch, dass die Anmeldung für Services wie das E-Rezept oder die ePA einfacher werde – etwa durch Nutzung des Video-Ident-Verfahrens, wie es auch von Banken her bekannt ist.

Der Politikwissenschaftler Prof. Wolfgang Schroeder warnte zu dem vor den politischen Folgen der sinkenden Zufriedenheit. Ein funktionierendes Gesundheitssystem sei essenziell für das Vertrauen in die Demokratie. „Wer Missstände im Gesundheitswesen ignoriert, riskiert einen Vertrauensverlust in den Sozialstaat und öffnet populistischen Strömungen Tür und Tor.“, so Schroeder.

 

 

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