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Medikamente

Apotheker protestieren geschlossen und bundesweit

Wirtschaftlicher und bürokratischer Druck treibt tausende Apotheker auf die Straße
veröffentlicht am 14.06.2023 von Redaktion krankenkasseninfo.de

bundesweiter Apothekenstreik 2023bundesweiter Apothekenstreik 2023(c) Krankenkassennetz.de GmbH
Wer am heutigen Mittwoch in der Stammapotheke vor Ort Medikamente abholen möchte, trifft auf geschlossene Türen und auf Plakate. Bundesweit bleiben die Apotheken für einen ganzen Protesttag geschlossen. Die dringende Versorgung wird über eine intakte Notdienstversorgung sichergestellt.

2023-06-14T14:28:00+00:00
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Aufgerufen dazu hat die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Der Verband kündigte eine Beteiligungsquote von 90 Prozent aller 18.000 Vor-Ort-Apotheken in Deutschland an. Gründe für einen Protest gibt es aus Sicht der Verbände so einige: Die Lieferengpässe bei wichtigen Medikamenten belasten nicht nur die Patienten. Ein permanent steigender Bürokratieaufwand bei hohen technischen Anforderungen sorgen für eine starke Arbeitsbelastung. Diese können die Apotheken aber nicht durch mehr Personal ausgleichen, weil der Arbeitsmarkt für pharmazeutische Fachkräfte schlichtweg leergefegt ist. Apothekenschließungen drohen nicht zuletzt auch deshalb an vielen Standorten, weil sich keine Nachfolge für die Übernahme findet.  

Handfeste Sorgen

Hinzu kommt handfester wirtschaftlicher Druck. Für ein verkauftes verschreibungspflichtiges Medikament erhalten die Apotheken von den Krankenkassen einen Betrag von 8,35 Euro. Dieser Apothekenzuschlag ist seit 20 Jahren nicht gestiegen, was die Gewinnmargen bei steigenden Betriebskosten minimiert. Real sei der Zuschlag zuletzt sogar gesunken, erklärt Cornelia Förster aus Halle (Saale). Die Inhaberin von vier Apotheken in Sachsen-Anhalt beteiligt sich am Protesttag mit einem Infostand vor geschlossener Apothekentür. Die Sorgen Ihrer bundesweit streikenden Berufskolleginnen und - Kollegen kennt sie nur allzu gut. Dass es monatelang keinen Fiebersaft gab, tat bereits mehr als weh. Mit guter Zusammenarbeit konnte man einiges kompensieren und beschaffen. "Aber was im Moment passiert, ist kein Zustand mehr.", macht sich die Unternehmerin Luft. Die Knappheit breite sich mittlerweile über alle Medikamentengruppen aus. Viele Wirkstoffe seien einfach nicht zu bekommen, und selbst beim Druckerpapier für bestimmte Rezepte hapere es.

Aber vor allem die Bürokratie fordere viel zu viel an betrieblichen Ressourcen. Immer mehr Einzel- und Rabattverträge mit Krankenkassen sorgen für immer mehr Abrechnungsfälle, die von den Krankenkassen sehr genau geprüft und häufig auch in Frage gestellt werden. Der höhere Aufwand aber werde nirgends vergütet. "Wenn man bedenkt dass es über hundert Krankenkassen gibt und jeder Chef dort hunderttausende Euro verdient, fragt man sich schon, ob das alles so sein muss.", gibt Förster kritisch zu bedenken. Von der Politik un dden Krankenkassen erwartet sie, dass die Preiskalkulationen endlich angepasst werden. Schließlich sparen die Kassen mit den Rabattverträgen auch viel Geld.           

Protestzüge und Kundgebungen 

Weil sich Apothekeninhaber wie Cornelia Förster von der Politik nicht mehr gehört fühlten, beteiligten sie sich in großer Zahl an den Aktionen und machen mit einem bundesweit durchorganisierten Protesttag auf ihre Probleme aufmerksam. Ein zentraler Protestzug mit knapp 4000 teilnehmenden Apothekerinnen und Apothekern zog in Berlin am Bundesgesundheitsministerium, dem Bundesratsgebäude und dem Bundeswirtschaftsministerium vorbei. Kundgebungen gab es unter anderem auch in Wiesbaden oder im Ruhrgebiet.

Auch Zahnärzte auf der Straße

Parallel zu den Apothekerprotesten gab es am 14. Juni auch eine Protestveranstaltung von 2000 Zahnärztinnen und Zahnärzten in Köln. Unter dem Motto „Zähnezeigen“ forderten die Teilnehmenden eine gesundheitspolitische Wende im Zahnbereich hin zu einer präventionsorientierten Patientenversorgung.

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