Hauptregion der Seite anspringen
Fitness & Körper

Unter Strom zur Traumfigur? EMS

veröffentlicht am 02.09.2025 von Redaktion krankenkasseninfo.de

EMS Training - effektiv oder Illusion?  EMS Training - effektiv oder Illusion?Pixabay CC0
Muskelaufbau in Rekordzeit und das ganz ohne Gewichte? Wer durch Social Media scrollt oder neue Fitness-Trends verfolgt, kommt an einem Begriff kaum vorbei: EMS – Elektrische Muskelstimulation. Was früher nach Reha-Maßnahme klang, verspricht heute ein effektives Ganzkörpertraining in nur 20 Minuten pro Woche. Aber wie funktioniert EMS wirklich – und kann es klassisches Training ersetzen?

2025-09-02T17:58:00+02:00

Das Buchstabenkürzel EMS steht für Elektromyostimulation. Dabei werden über Elektroden elektrische Impulse an die Muskulatur weitergeleitet, die dann Muskelkontraktionen auslösen – ähnlich wie es der Körper selbst bei seinen Bewegungen tut. Ursprünglich in der Physiotherapie eingesetzt, um gezielt Muskeln zu reaktivieren, hat die Methode inzwischen auch den Fitnessmarkt erobert.

Moderne EMS-Geräte sind längst keine verkabelten Apparate mehr. In bequemen und sportlichen Westen oder Spezialanzügen verbaut, bringen sie die Muskulatur durch gezielte Stromstöße zum Arbeiten – auch beim scheinbar leichten Workout. Dabei reicht das Spektrum der simulierten Muskelanstrengungen von Liegestützen über Planks bis hin zu Kniebeugen, kombiniert mit elektrischen Impulsen im Rhythmus von beispielsweise vier Sekunden Anspannung, vier Sekunden Pause.

Wie effektiv ist EMS-Training wirklich

Die Vorstellung von schnell zu erreichenden sichtbaren Erfolgen bei nur 20 Minuten Training pro Woche klingt verlockend. Tatsächlich konnte eine Studie der Universität Erlangen-Nürnberg zeigen, dass EMS-Training so effizient wirken kann – insbesondere bei Einsteigern ohne sportliche Vorerfahrung. Untrainierte Männer konnten laut dieser Studie innerhalb von 16 Wochen Muskelmasse aufbauen und Körperfett reduzieren, bei deutlich weniger Zeitaufwand als herkömmliches Training.

Die schnellen Ergebnisse kommen durch die intensive gleichzeitige Beanspruchung großer Muskelgruppen zustande. Allerdings liegen diese vorwiegend im Bereich  Kraft. Ausdauer und Koordination hingegen bleiben bei EMS eher auf der Strecke. Denn EMS-Training spricht zwar die Muskeln an, das Herz-Kreislauf-System wird jedoch kaum belastet. Für eine ausgewogene Fitness braucht es also weiterhin klassisches Ausdauertraining wie Radfahren, Schwimmen oder Joggen. Auch sportartspezifische Bewegungsabläufe lassen sich durch Strom nicht trainieren. Wer effektiv und langfristig fit sein möchte, sollte EMS nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zum bestehenden Training sehen.

EMS gegen Rückenschmerzen?

EMS wird aber nicht nur für den Muskelaufbau eingesetzt, sondern kann auch bei chronischen Rückenschmerzen helfen – vor allem bei älteren, untrainierten Personen. Medizinische Studien zeigten, dass gezielte elektrische Impulse selbst tieferliegende, stabilisierende Muskeln aktivieren, die im Alltag oft vernachlässigt werden. Das kann zur Reduktion von Schmerzen im unteren Rückenbereich beitragen. Aber auch hier gilt: Ein Training mit EMS ersetzt keine physiotherapeutische Behandlung – und erst recht keine sportliche Bewegung.

Risiken durch EMS  

So effizient EMS auch ist – es birgt Risiken, besonders für Einsteigern. Denn während sich das Training oft harmlos anfühlt, ist die Muskelbelastung enorm. Übertraining und Muskelschäden sind keine Seltenheit. Ein deutlich erhöhtes Level an Creatin-Kinase (CK) im Blut – ein Enzym, das auf Muskelschäden hinweist – ist ein Warnsignal. Bei unkontrolliertem EMS-Einsatz kann dies sogar die Nieren belasten. Aus diesem Grund warnen Experten davor, EMS-Heimgeräte ohne Aufsicht zu verwenden. Seriöse EMS-Studios arbeiten nach der DIN-Norm, führen maximal ein Training pro Woche in den ersten 11 Wochen durch und lassen ihre Trainer nicht mehr als zwei Personen gleichzeitig betreuen. Auch eine TÜV-Zertifizierung kann als Qualitätsmerkmal dienen.

Obwohl EMS als gelenkschonendes Training gilt, ist es nicht für alle geeignet. Menschen mit einem Herzschrittmacher, elektrischen Implantaten, Epilepsie oder schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten davon Abstand nehmen. Auch Schwangeren wird aus Sicherheitsgründen davon abgeraten. Vor dem Start sollten Betroffene immer ärztlichen Rat einholen – besonders bei bestehenden Erkrankungen wie:

  • Diabetes
  • Krebs- oder Tumorerkrankungen
  • Neurologischen Störungen

EMS kein Wundermittel 

EMS-Training kann in kurzer Zeit beeindruckende Ergebnisse liefern – vor allem für Anfänger*innen oder Menschen mit wenig Zeit. Wer aber glaubt, er könne Joggen, Yoga und Krafttraining dauerhaft durch ein paar Stromimpulse ersetzen, irrt. Für ein nachhaltiges, gesundes Fitnesslevel bleibt Bewegung in all ihren Facetten unersetzlich. EMS ist – richtig angewendet – jedoch eine moderne und effiziente Ergänzung, mit der sich der Muskelaufbau gezielt unterstützen lässt.

 

 

Folgen Sie uns bei Google News

Folgen Sie uns auf Google News
Bewerten Sie uns 4,8 / 5
https://www.krankenkasseninfo.de

15263 Besucher haben in den letzten 12 Monaten eine Bewertung abgegeben.