Krankenkasse muss Echthaarperücke nach Chemotherapie bezahlen
Krebskranke Versicherte klagte erfolgreich auf KostenübernahmeDie Klägerin war ursprünglich an Brustkrebs erkrankt und erhielt eine Chemotherapie mit der Folge des vorübergehenden vollständigen Haarausfalls. Die beklagte Kasse hatte zunächst eine Kostenübernahme für eine höherwertige Perücke aus Echthaar verweigert. Laut Kostenvoranschlag sollte diese 1200 Euro kosten.
MDK befand: Kunsthaar ist ausreichend
Echthaarperücke oder Kunsthaarperücke(c) Fotolia.de / redkoala
Die Versicherte willigt nicht ein und finanzierte aus eigener Tasche eine Echthaarperücke und verklagte ihre Krankenkasse auf Kostenübernahme – mit Erfolg. Das Sozialgericht in Mannheim gab ihr in der Sache recht und verpflichtete die Kasse zur Kostenübernahme.
Haarverlust bei Frauen gleicht Behinderung
Nach Ansicht der Sozialrichter sei eine Echthaarperücke sehr wohl auch aus medizinischer Sicht notwendig, um den Totalverlust des Kopfhaares auszugleichen. Denn ein vollständiger Haarverlust stelle eine Behinderung dar, was die Krankenkassen zu Ausgleich verpflichte. Der Haarverlust erschwere es der Patientin,sich frei und unbefangen unter Mitmenschen zu bewegen. Es drohe Rückzug aus dem sozialen Leben und Vereinsamung.
Deshalb sei auch das Gebot der Wirtschaftlichkeit nach § 12 SGB V nicht angetastet. Die Versorgung mit einer Kunsthaarperücke könne in diesem Zusammenhang nicht als vollständiger Ausgleich gelten. Denn einzig und allein eine Echthaarperücke erreiche eine Qualität, die den Verlust des natürlichen Haupthaares nicht sofort erkennen lasse.
AZ [ S 7 KR 1830/18]
-
Urteil zu Echthaarperücken: Frauen haben jedes Jahr neuen Anspruch auf Kostenerstattung
Frauen mit totalem Haarausfall haben im Gegensatz zu Männern einen Anspruch auf eine Echthaarperücke. Dieser kann sogar jedes Jahr aufs Neue geltend gemacht werden, wie ein aktuelles Urteil festgestellt hat. -
Stiftung fordert Kryokonservierung als Satzungsleistung bei Krebs
Kryokonservierung muss nach wie vor von allen Patienten als Privatleistung bezahlt werden, auch wenn diese Methode für junge Krebskranke laut Gesetz von den Krankenkassen übernommen werden soll. Weil die Umsetzung sich aber verzögert, fordert die Stiftung nun Kulanz oder eine Satzungsleistung von den Krankenkassen. -
Krebsberatungsstellen trotz Förderung durch Krankenkassen gefährdet
Die Arbeit vieler ambulanter Krebsberatungsstellen ist nach Ansicht des Fachverbandes in NRW akut gefährdet. Viele träger sehen sich außerstande, die Förderrichtlinien der Krankenkassen zu erfüllen, wodurch sich die chronischen Finanzierungssorgen nun eher verstärken als abmildern.