Apotheken, Physio oder Kliniktag: Steigt die Zuzahlung um 50 Prozent?
Kurzfristige Sparmaßnahmen sollen Beitragssteigerungen verhindern15 Euro pro Rezept oder Kliniktag
Demnach könnten eventuell noch in diesem Jahr die Zuzahlungen für Medikamente, Krankenhausaufenthalte oder Physiotherapie um bis zu 50 Prozent steigen. Dann wären anstatt wie bislang nicht mehr ein maximaler Eigenanteil von 10 Euro, sondern bis zu 15 Euro für ein Medikament in der Apoteheke, ein Physiorezept oder einen Krankenhaustag fällig.
Hintergrund ist eine drohende Finanzierungslücke der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Durch steigende Kosten und den demografischen Wandel fehlen im kommenden Jahr laut aktuellen Prognosen rund zwei Milliarden Euro. Bislang betonte die Gesundheitsministerin, dass noch keine endgültige Entscheidung über das Maßnahmepaket gefallen sei. Am 15. Oktober will die Bundesregierung über eine Reihe kurzfristiger Sparmaßnahmen beraten, die zu einer sofortigen Entlastung der Krankenkassen beitragen und stabile Beiträge für 2026 ermöglichen sollen.
Chroniker und Geringverdiener stark belastet
Der Spitzenverband der Gesetzliochen Krankenversicherung begrüßte das Vorhaben. Dieses wäre ein wichtiger und überfälliger Schritt, wie der Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes Oliver Blatt gegenüber AFP betonte. Kritik an den Plänen kommt unter anderem von Patientenschützern und der Opposition. Sie warnen, dass die geplanten Erhöhungen vor allem chronisch Kranke und Menschen mit geringem Einkommen zusätzlich belasten würden.
Mögliche höhere Zuzahlungen im Überblick
• Zuzahlung für Arzneimittel: 15 Prozent des Verkaufspreises (statt 10 Prozent), mindestens 7,50 Euro und maximal 15 Euro (statt 5 bzw. 10 Euro)
• Verbrauchsmaterial (Verbandmittel, Spritzen): 15 Prozent pro Packung, maximal 15 Euro pro Monat (statt 10 Prozent und 10 Euro)
• Krankenhaus & stationäre Reha : 15 Euro pro Tag (statt 10 Euro)
• Physiotherapie: 15 Prozent der Behandlung plus 15 Euro pro Rezept (statt 10 Prozent und 10 Euro)
• Krankentransporte: 15 Prozent des Preises, mindestens 7,50 Euro, maximal 15 Euro (statt 10 Prozent, 5 Euro und 10 Euro)
Kassen können nicht auf Reformen warten
Die nötigen größeren Strukturreformen im Gesundheitssystem werden derzeit noch politisch erarbeitet. Im März 2026 soll die von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken ins Leben gerufene FinanzKommission Gesundheit ihre Sparvorschläge vorstellen. Weil die Krankenkassen das nicht abwarten können und bereits vorher auf Entlastung angeweisen sind, sollen die kurzfristigen Sparmaßnahmen einen Soforteffekt ermöglichen.
Die jährlichen Zuzahlungen machen insgesamt rund fünf Milliarden aus. Durch eine Anhebung könnte das Volumen also auf sieben Milliarden Euro und mehr steigen und die Krankenkassen entsprechend schnell entlasten.
