Babyschwimmen – gemeinsam für gesunde Entwicklung ins Wasser
Neben dem Tauch- und Schwimmreflex fahren bei Säuglingen Herzschlag und Blutversorgung runter. Im Wasser geht es also eher ums nackte Überleben als um Badespaß. Die Reflexe verschwinden ohnehin nach ein paar Monaten. Das Gehirn übernimmt die Lebensrettung. Ratio siegt über Instinkt. Spätestens im verpflichtenden Schwimmunterricht in der 3. Klasse muss das Schwimmen (neu)erlernt werden. Für manch ungeübten Grundschüler wird dies ein wenig spaßiges Unterfangen, wenn am Beckenrand wieder Überlebensinstinkte übernehmen. Allerdings bieten einige Schulen oft gar keinen Unterricht an.
Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft zeigt sich das Manko im Stadt-Land-Vergleich noch eklatanter. So bleibt der ländliche Raum bei der Anzahl an Fachkräften, ganzjährig verfügbaren Bademöglichkeiten und Anfahrtszeiten auf der (Schwimm-)Strecke.
Durch eine verschlechterte Infrastruktur und steigende Kosten fällt besonders in Haushalten mit geringen Zeit- und Geldressourcen das Erlernen der Schwimmfähigkeit flach. Laut der KiGGS-Studie von 2009 bis 2012 war die Quote von Nichtschwimmern besonders hoch unter armutsgefährdeten und sozial benachteiligten Kindern sowie bei Heranwachsenden mit Migrationshintergrund.
Daher beklagt die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft trotz verpflichtendem Schwimmunterricht einen Missstand bei den kindlichen Schwimmfähigkeiten. Laut ihrer Umfrage besaßen 2017 weniger als die Hälfte aller 6- bis 10-Jährigen einen Jugendschwimmpass.
Ist mein Baby bereit fürs Schwimmen?
Manche Babyschwimmkurse Kurse schon an Säuglinge zwischen der 6. und 8. Lebenswoche. Experten ein Alter von drei Monaten für einen geeigneten Richtwert.
Bevor ihr einen Kurs in Erwägung zieht, solltet ihr eine Checkliste für euer Neugeborenes durchgehen. Erfüllt es eines der folgenden Kriterien nicht, beschränkt man die Wassergewöhnung besser auf die Babybadewanne.
So sollte beim Baby die Nabelwunde gut verheilt sein. Das Baby sollte auch in der Lage sein, den Kopf ganz ohne Hilfe in gerader Position zu halten. Gibt es Asthmaerkrankungen in der Familie, ist vom Babyschwimmen abzuraten. Mehr Sicherheit bei der Entscheidung für oder gegen den Schwimmkurs bringt meist ein Besuch in der Kinderarztpraxis. Hierbei kann man nicht nur die Badetemperatur checken, sondern auch den Geräuschpegel vor Ort. Eine ruhige Umgebung zur Wassergewöhnung ist selbstverständlich vorzuziehen
Babyschwimmkurs finden und buchen
Geeignete Kurse für Säuglings- oder Kleinkindschwimmen finden sich etwa beim Deutschen Roten Kreuz, bei Fitness- und Physio-Einrichtungen mit Therapiebecken oder mit etwas Glück auch im nächsten Schwimmbad. Vielerorst sind die Kurse so beliebt, dass es Wartelisten gibt.
Unter fachlicher Leitung erlangen sie Wassersicherheit bei wohltemperierten 32–34 °C Wassertemperatur. Je jünger euer Kind ist, desto wärmer sollte das Wasser sein. Die Temperatur ist somit ein wichtiges Suchkriterium, genauso wie ein niedriger Chlorgehalt. Bei der Suche nach der passenden Einrichtung folgt ihr somit besser auch eurer Nase.
Vorteile | mögliche Risiken / Gefahren |
---|---|
Wassergewöhnung auf spielerische Weise | erhöhtes Infektionsrisiko |
Training des Atemschutzreflexes | chlorhaltiges Wasser - kann Haut und Atmenwege schaden |
Erlernen von Schwimmbewegungen | Reizüberflutung durch laute Umgebung |
inniger Kontakt zu Eltern / Gleichaltrigen |
Zu Beginn des Kurses lernen die Eltern die für die Wassergewöhnung nötigen Handgriffe und Haltetechniken, fast wie im Geburtsvorbereitungskurs, jetzt aber mit richtigem Baby statt mit Puppe. So können die Säuglinge abgesichert den Wasserwiderstand kennenlernen.
Generell wird bei den Kursen viel geplanscht und rumgeblubbert. Im Vordergrund steht ja nicht das Schwimmen, sondern ein spielerisches Heranführen ans Wasser. Daher ist es völlig ok, wenn ihr mitten in der Einheit das Babyschwimmen abbrecht, sobald sich euer Kind unwohl fühlt. Schließlich sollen die Kleinen durch Spaßhaben lernen, nicht durch Zwang.
Neben der Stimmung des Kindes sollten Eltern auch auf körperliche Anzeichen achten. Sucht das Kind eure Nähe oder weist es blaue Lippen auf, dann schnell raus aus dem Wasser und in das mitgebrachte Handtuch einmummeln.
„Beim Babyschwimmen lernen Eltern und Kinder den Umgang mit Schwimmequipment.“
Kurstrainer stellen unterschiedliche Schwimmhilfen vor, darunter Poolnudeln, Ringe oder buntes Badespielzeug. Das alles soll die Kleinen animieren, danach zu greifen. Macht euch darauf gefasst, vor und während einer Einheit viele Kinderlieder zu singen. Vielleicht also schonmal unter der Dusche üben.
Auch große Schwimmmatten kommen zum Einsatz. Hierauf können die Kleinen liegen, sitzen und krabbeln. Je nach Größe des Kindes werden sie beim Babyschwimmen an Schwimmreifen und Schwimmflügel herangeführt. Eltern sollten sich vorab informieren, ob sie diese Gegenstände selbst mitbringen sollen. In den meisten Fällen stellt die Einrichtung die Schwimmhilfen.
„Mit Plan ins Planschbecken sorgt für Schutz und Hygiene.“
Zusätzlich zum Badetuch, Bademantel, der Wickelunterlage und warmer Kleidung solltet ihr ausreichend Trinken und Essen für das Baby einpacken. Planschen kann nämlich ordentlich Hunger machen. Nach dem Baden braucht das Neugeborene zusätzlichen Hautschutz, daher passende Cremes und Babyöl nicht vergessen.
Ganz wichtig sind zudem die Schwimmwindeln für den Säugling. Außerdem sollten Eltern sich und ihre Kinder duschen bzw. waschen, bevor sie ins Becken steigen. Das alles verbessert die Hygiene in Bädern, die dann mit weniger Chlor auskommen. Das schützt langfristig die Haut aller Schwimmbegeisterten.
„Durch die richtige Krankenkasse lassen sich die Kosten zur Wassergewöhnung minimieren.“
Die Preise für einen Kurs können deutlich schwanken. Pro Einheit mit bis zu 45 Minuten müsst ihr euch abhängig vom Wohnort grob auf 10 bis 30 Euro einstellen. Bei einem Kurs mit bis zu 10 Einheiten kann der Badespaß ins Portemonnaie gehen.
Babyschwimmen gehört allerdings nicht zur Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenkassen. Manche Versicherung prämiert die frühe Wassergewöhnung mit Gesundheitspunkten oder hält Bonusprogramme bereit. Andere Krankenkassen haben ein Jahresbudget für Kurse, abhängig vom Alter des Kindes und der Anzahl der Kursbesuche.