Nach Magdeburg: Wie mit Kindern über das Unfassbare sprechen?
Interview mit Anja Böhm, Psychologin bei der AOK Sachsen-AnhaltWie nehmen Kinder Katastrophen wahr und wie unterscheidet sich ihre Sichtweise von der der Erwachsenen?
Erwachsene haben eine Menge Vor- und Hintergrundwissen zu Themen und außerdem auch schon einiges an Lebenserfahrung. Sie reagieren auf Katastrophen zwar durchaus auch erst mal emotional. Sie haben aber gelernt, die Informationen danach einzuordnen. Das können Kinder noch nicht. Sie schauen deshalb in solchen Situationen ganz genau auf die Erwachsenen, um zu lernen. Das passiert auch unbewusst. Gerade die Kleinsten können sich viele Dinge noch nicht erklären, haben aber sehr feine Antennen für unsere Gefühlslage. Zusätzlich nutzen sie ihre Fantasie, um sich Dinge zu erklären.
"Radio und Fernsehen sollten mit Bedacht eingeschaltet werden"
Radio und Fernsehen sollten deshalb mit Bedacht eingeschaltet werden. Auch in Gesprächen mit Familie und Freunden ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Kinder nichts aufschnappen, was sie stark verunsichern könnte. Kinder im Schulalter haben zwar schon mehr Wissen zum Thema, können aber die Komplexität der Nachrichten noch nicht verstehen. Je älter die Kinder werden, desto mehr informieren sie sich selbst. Gerade soziale Netzwerke setzen dabei stark auf Emotionen, was Ängste verstärken kann. Es ist also wichtig, über die Aufbereitung von Medieninhalten und über einen geeigneten Medienkonsum zu sprechen.
Wie lassen sich schwerwiegende Nachrichten am besten Kindern bereden?
Wichtig ist es zunächst darauf zu warten, dass die Kinder von sich aus über das Thema sprechen wollen. Eventuell werden auch Veränderungen am Kind wahrgenommen, die sich darauf zurückführen lassen, dann ist es sinnvoll ein direktes Gesprächsangebot zu machen. So erfährt man, wie die Kinder gerade auf die Situation blicken und sie bewerten. An diesen Erfahrungsschatz lässt sich anknüpfen.
"Von der Ohnmacht ins Handeln zu kommen ist heilsam."
Dabei geht es nicht darum, eine heile Welt zu vermitteln, sondern eher darum Geschehnisse ruhig und sachlich zu erklären und einzuordnen. Eltern sollten offen ansprechen, wenn sie selbst Informationslücken haben. Die Antworten können sie sich auch gemeinsam erarbeiten. Wenn sich beim Kind der Wunsch entwickelt zu helfen, sollten Eltern es dabei unterstützen. Von der Ohnmacht ins Handeln zu kommen, ist auch für sich selbst sehr heilsam.
Welche TV-Sendungen sind empfehlenswert, um gemeinsam als Familie belastende Nachrichten aufzuarbeiten?
Beispielsweise durch die Sendung „Logo“ kann man mit Kindern im Grundschulalter sehr gut über aktuelle Geschehnisse ins Gespräch kommen. Ab etwa zehn Jahren können auch zusammen die herkömmlichen Nachrichten geschaut werden, wenn man sie dann später gemeinsam diskutiert und einordnet.
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