Evidenz

Evidenz (lat. evidentia = „Augenscheinlichkeit“, „Offenkundigkeit“) bezeichnet im wissenschaftlichen und insbesondere im medizinischen Kontext den Grad der Verlässlichkeit und Aussagekraft von Erkenntnissen. Sie gibt an, wie gut eine bestimmte Aussage oder Maßnahme durch nachvollziehbare, methodisch saubere und überprüfbare Daten gestützt ist.
Evidenz ist ein Schlüsselbegriff moderner Wissenschaft und Gesundheitsversorgung. Sie sichert objektive Entscheidungsgrundlagen, fördert Transparenz und unterstützt eine medizinische Versorgung, die wirksam, sicher und nachvollziehbar ist.
Evidenz in der Medizin
In der Medizin spricht man häufig von evidenzbasierter Medizin (EbM). Diese beruht auf drei Säulen:
- Beste verfügbare wissenschaftliche Evidenz (z. B. aus Studien, Metaanalysen, Leitlinien)
- Klinische Erfahrung der behandelnden Fachpersonen
- Werte und Präferenzen der Patientinnen und Patienten
Ziel ist es, medizinische Entscheidungen auf einer möglichst soliden und nachvollziehbaren Grundlage zu treffen, um eine hohe Versorgungsqualität zu gewährleisten.
Evidenzhierarchie
Die Qualität der Evidenz wird oft in Form einer Evidenzhierarchie dargestellt. Diese unterscheidet zwischen verschiedenen Studientypen, etwa:
Level 1: Systematische Übersichtsarbeiten (Reviews) und Metaanalysen randomisierter kontrollierter Studien (RCTs)
Level 2: Einzelne RCTs
Level 3: Kohorten- oder Fall-Kontroll-Studien
Level 4: Fallserien, Expertenmeinungen, Beobachtungen ohne Kontrollgruppe
Je höher die Stufe, desto stärker gilt die Evidenz als wissenschaftlich gesichert – allerdings nur bei methodisch sauberer Durchführung.
Abgrenzung zu verwandten Begriffen
Empirie: Bezeichnet die Gesamtheit aller durch Beobachtung oder Erfahrung gewonnenen Erkenntnisse – sie liefert die Datenbasis, aus der Evidenz entstehen kann.
Plausibilität: Eine Aussage kann logisch oder theoretisch einleuchtend sein, ohne bereits durch wissenschaftliche Evidenz abgesichert zu sein.
Intuition oder Erfahrung: Auch diese können handlungsleitend sein, gelten aber nicht als belastbare Evidenz im wissenschaftlichen Sinn.
Bedeutung im Gesundheitssystem
Evidenz spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Behandlungsleitlinien, Zulassungsverfahren für Arzneimittel und Medizinprodukte sowie bei der Bewertung neuer Versorgungsformen durch Institutionen wie den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) oder das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).