Organspende: Länder und Ärzte fordern Widerspruchslösung
„Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum wir Menschen auf Wartelisten sterben lassen, nur weil wir uns nicht zur Widerspruchslösung entscheiden können“, sagte die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Thüringens Gesundheitsministerin Katharina Schenk (SPD), gegenüber der Ärzte Zeitung.
Zustimmungslösung auf dem Prüfstand
Derzeit gilt in Deutschland die Zustimmungslösung: Eine Organentnahme ist nur möglich, wenn Betroffene zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt haben. Eine Doklumentation über diese Zustimmung ist beispielsweise mit einer eigenhändigen Unterschrift auf einem mitgeführten Organspendeausweis oder einem digitalen Eintrag ins Organspenderegister möglich. Sollte die Widerpruchslösung eingeführt werden, wie es die Länder-Minister aktuell fordern, kehrt sich die Nachweispflicht um. Nur wenn man proaktiv einen Widerpruch gegen eine Organentnahme formuliert und dokumentiert hat, darf man als potenzieller Organspender nicht länger berücksichtigt werden.
Antrag soll zum zweiten Mal in den Bundestag
Schenk plädierte nun dafür, den fraktionsübergreifenden Gruppenantrag von Abgeordneten des alten Bundestags erneut ins Parlament einzubringen. Seitens der Länder würde dieses Vorgehen unterstützt. Bei der nächsten Gesundheitsministerkonferenz in Weimar wollen die Ländeminister ein entsprechendes Schreiben an die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) übergeben.
Der Chef der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt sieht in der Einführung einer Widerspruchslösung "ein starkes Signal der Solidarität". Zugleich, so Reinhardt, müsse eine Ausweitung der Lebendorganspende ermöglicht werden, um noch mehr Schwerstkranken ein Spenderorgan oder den Empfang von gesundem Organgewebe zu ermöglichen. Bei Lebendspenden lassen sich gesunde Menschen eine Niere oder auch Teile von Leber oder Lunge zu Gunsten Schwerkranker entnehmen.
Ein früherer Versuch zur Einführung der Widerspruchslösung scheiterte 2020 im Bundestag. Nun wächst der politische Druck für eine erneute Debatte.
Quelle: tagesschau.de
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