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AOK-Chef: Elektronische Gesundheitskarte gescheitert

veröffentlicht am 29.03.2018 von Redaktion krankenkasseninfo.de
AOK-Chef Martin Litsch hat die Elektronische Gesundheitskarte für gescheitert erklärt. Zu viel Geld sei zu lange in eine mittlerweile veraltete Technologie gesteckt worden, so der Spitzenmanager in einem Interview mit der in Düsseldorf erscheinenden 'Rheinischen Post'.
2018-03-29T11:55:00+00:00
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Martin Litsch - AOK Bundesverband

AOK-Chef Martin Litsch hat die Elektronische Gesundheitskarte für gescheitert erklärt. Zu viel Geld sei zu lange in eine mittlerweile veraltete Technologie gesteckt worden, so der Spitzenmanager in einem Interview mit der in Düsseldorf erscheinenden 'Rheinischen Post'. Er fordert einen digitalen "Neustart" im Gesundheitswesen.    

Die neue alte Bundesregierung möchte laut Koalitionsvertrag zügig für Digitalisierung und Vernetzung im Gesundheitswesen sorgen. Eigentlich ist dafür seit Jahrzehnten die "Elektronische Gesundheitskarte" vorgesehen, deren zweite Generation (G2) mit einer Speicherfunktion für Gesundheitsdaten ausgestattet ist. Diese hat jedoch einen entscheidenden Nachteil, so Litsch: Die Daten auf der eGK können nur mit Spezialgeräten in Arztpraxen und Krankenhäusern gelesen werden, nicht aber von den versicherten Patienten, die ja eigentlich zu jedem Speichervorgang ihre Zustimmung geben sollen. Litsch sieht die Zukunft der digitalen Vernetzung daher im Mobilbereich. Die Gesundheitsdaten müssten bei einer mobilen Lösung nicht auf externe Server ausgelagert werden, sondern könnten dort gespeichert bleiben, wo sie derzeit auch liegen – in Praxen, Kliniken und Gesundheitzentren. Die Versicherten bekämen dann per Smartphone oder Desktop die Möglichkeit, alle Daten einzusehen und für andere Ärzte freizugeben.

eGA statt eGK – die Elektronische Gesundheitsakte kommt

Mittlerweile haben die Krankenkassen die Entwicklung mobiler digitaler Lösungen in die eigenen Hände genommen. Sowohl die TK als auch die AOK entwickeln gemeinsam mit IT-Unternehmen eine mobile, vernetzte App – die Elektronische Gesundheitsakte. Die Patienten sollen die Datenhoheit praktisch ausüben können, indem sie ähnlich wie beim Onlinebanking auf ihre Daten zugreifen und diese bei Bedarf auch freigeben oder löschen können. Seit November 2017 führt die AOK dazu einen Testdurchlauf in Mecklenburg-Vorpommern durch, im Januar 2018 kam Berlin hinzu.

Deutschland hinkt hinterher

Während die Digitalisierung in anderen Ländern wie Dänemark und Estland längst im medizinischen Alltag angekommen ist, geht es in Deutschland in Sachen E-Health nur langsam voran. Martin Litsch schlägt vor, die mit der Entwicklung der eGK bislang beauftragte Gesellschaft GEMATIK in eine reine Regulierungsagentur umzuwandeln, die für die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen zuständig ist. Um seine Kritik mit Zahlen zu untermauern, nannte der AOK-Chef die Summe von zwei Millarden Euro. Diese Entwicklungskosten seien in zwanzig Jahren bislang in die eGK geflossen, ohne dass ein Einsparungseffekt eingetreten wäre.     

 

Foto: (c) AOK Bundesverband

 

>> Interview mit Volker Mielke - Projektleiter bei IBM für die Entwicklung der Elektronischen Gesundheitsakte mit der TK

 

 

 

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