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Corona

Pflegekräfte an Spahn: „Es ist nicht wertschätzend, Kanonenfutter zu sein!“

In einer Petition fordern Pflegefachkräfte Schutzkleidung, Lohnzulagen und mehr Personal
veröffentlicht am 18.03.2020 von Redaktion krankenkasseninfo.de

Intensivstation Intensivstation(c) Michael Bührke / pixelio.de
Die Pflegekräfte in Deutschland sehen wegen der Corona-Pandemie alarmierende Zustände auf das Gesundheitswesen zukommen. Eine Gruppe von Fachkräften richtete in einer Onlinepetition einen dringenden Appell an Gesundheitsminister Spahn. Darin forderte sie unter anderem die Beschaffung von Schutzkleidung, eine Aufstockung und Mobilisierung von Fachkräften sowie staatlich finanzierte Lohnzulagen.

2020-03-18T15:52:00+00:00
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Der Petitionstext beginnt mit Kritik am „politischen Berlin“. Noch vor einer Woche seien Forderungen nach OP-Verschiebungen und Freimachung von Klinikkapazitäten als Panikmache gebrandmarkt worden. „Deutschland ist nicht Italien“, habe es stets geheißen, obwohl auch hierzulande Pflegefachkräfte en masse fehlen, welche in der Lage sind die durchaus vorhandenen Intensivkapazitäten auch zu bedienen.   

Erst Beschwichtigung - dann Aktionismus

Nun sei die Phase der Beschwichtigung durch Aktionismus ersetzt worden, etwa wenn  Kliniken angewiesen würden, Rentner und Studenten zur Verstärkung im Pflegebereich anzulernen. Das aber sei im Hinblick auf die notwendigen Behandlungen von Hochrisikopatienten mit Beatmungsmaschinen wohl kaum eine geeignete Antwort.

Schutzkleidung für Pflegende fehlt

Aus Rundbriefen und Mitteilungen aus Behörden und Ministerien gehe weiterhin hervor, dass nicht genügend Schutzkleidung für Pflegefachkräfte vorhanden sei und diese notfalls ohne weiterarbeiten sollen.  „Genau so geht es nicht!“, widersprechen die Autoren der Petition, die bereits mehr als 100.000 Zeichnende vorweisen kann. Die Koordinations- und Abstimmungsprobleme zwischen  Bund, Land und Kommunen dürften  nicht auf dem Rücken der Pflegekräfte ausgetragen werden.

Notfalls Verstaatlichungen

Der Text endet mit einer Reihe konkreter Forderungen an Jens Spahn, an erster Stelle die Beschaffung von zugelassenen Schutzmaterialien für Pflegekräfte „unter Einbezug aller Möglichkeiten“, also auch im Notfall durch „Verstaatlichung von Herstellern und deren Zulieferern“. Weiterhin ist der Gesundheitsminister aufgefordert, alle Prüfungen von Pflegeeinrichtungen auszusetzen. Diese seien zum einen als  mögliche Infektionsquelle auszuschließen, andererseits aber auch aus Kapazitätsgründen zeitweise abzuschaffen. Statt dessen sollten alle verfügbaren Pflegefachkräfte die in diesen Prüfbehörden arbeiten, für die Pflege am Patienten eingesetzt werden.

Beatmungsmaschinen könnten „bald nutzlos herumstehen“

Zuguterletzt fordern die  Autorinnen und Autoren der Petition eine „verlässliche Zusage über eine kräftige staatlich finanzierte Lohnzulage für alle, die dieser Situation standhalten, die ihre Kinder in Notbetreuungsgruppen bringen, Überstunden machen, Pausenzeiten nicht nehmen können, Ruhezeiten nicht einhalten können.“

Ohne diese Maßnahmen, so die eindringliche Warnung, könnten die Beatmungsmaschinen „bald nutzlos herumstehen“, weil es niemanden gibt, der sie bedient.

 

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