Patientenakte kommt für alle als App
Krankenkassen, Ärzte und Ministerium einigen sich auf gemeinsamen Fahrplan und StandardsGesundheitsminister Jens Spahn (CDU) machte deutlich, dass die Bundesregierung schnelle Fortschritte und Ergebnisse erwartet. „Verzögerungen akzeptieren wir nicht länger.“ , so Spahn gegenüber Journalisten. Ursprünglich war schon seit 2004 durch die Bundesregierung eine erweiterte elektronische Gesundheitskarte als Lösung favorisiert worden, auf der die Patientendaten gespeichert werden sollten. Nun ist die technische Entwicklung durch die mobilen Anwendungen überholt worden. Im September 2018 startete mit „vivy“ für Millionen Versicherte die erste offizielle Variante einer mobilen digitalen Patientenakte in Form eine App.
Wie weiter mit der Elektronischen Gesundheitskarte ?
Auch die elektronischen Gesundheitskarte soll auf die Patientenakte zugreifen(c) Kartengrafik: Gematik GmbH
Zentrale Datenspeicherung kommt
Nach den verabschiedeten Plänen soll die Zweckgesellschaft Gematik das verschlüsselte Datennetz mit Standard-Schnittstellen aufbauen. Auf dieser gemeinsamen Telematik-Infrastruktur bauen dann die einzelnen Kassen mit ihren Patientenakten auf. Die Gesundheitsdaten sollen auf zentralen Servern gespeichert werden, die in Deutschland liegen. Die genaue einheitliche Rahmenstruktur der Patientenakten soll von einem neuen Arbeitskreis des GKV-Spitzenverbandes festgelegt werden.Versicherte, die ihre Krankenkasse wechseln, sollen die gespeicherten Daten zur neuen Krankenkasse herübernehmen können.
Ärzte, Apotheken, Kliniken, und Krankenkassen sollen nach der individuellen Zustimmung des Versicherten auf bestimmte Daten zugreifen können. Die in der Akte abgelegten Daten können drei verschiedenen Bereichen angehören. Zum einen handelt es sich um medizinische Befunde, Verordnungen und andere Gesundheitsdaten. Weiterhin ist den Krankenkassen ein „gestaltbarer Bereich“ vorbehalten, in dem wettbewerbsrelevante Angebote wie zum Beispiel Bonusprogramme eine Rolle spielen können. Aber auch Abrechnungsquittungen und andere Dokumente können dort abrufbar gemacht werden. Der dritte Bereich soll für individuelle lebensstilrelevante Daten der Versicherten reserviert bleiben., wie sie zum Beispiel von Fitness-Apps oder Ernährungsassistenten erhoben werden.
Datenschutz wird versprochen
mit vivy abgerufener gespeicherter Befund(c) vivy GmbH
Seit dem offiziellen Start von vivy haben theoretisch mehr als 10 Millionen menschen die Möglichkeit, mit der App ihre Gesundheitsdaten abzuspeichern.
Folgende Kassen bieten die App für ihre Versicherten
- DAK Gesundheit
- IKK Classic
- IKK Südwest
- IKK - Die Innovationskasse
- BKK DürkoppAdler
- BKK HMR
- BKK Gildemeister Seidensticker
- Heimat Krankenkasse
- pronova BKK
- mhplus BKK
- Bertelsmann BKK
- BKK Diakonie
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Welche Vision steckt hinter Vivy?
Die digitale Vernetzung zwischen Arzt, Patient, Labor, Klinik und Krankenkasse steht in den Startlöchern und wird das Gesundheitswesen verändern. IT-Gründer Christian Rebernik hat mit Vivy eine neue digitale Plattform dafür geschaffen, unterstützt unter anderem von DAK, Bahn BKK und IKK Classic. -
Ich sehe die digitale Selbstbestimmung als gefährdet an.
Immer wieder betonen Politik, Krankenkassen und IT-Unternehmen, dass Datenschutz und Datenhoheit der Versicherten an erster Stelle stehen, wenn im Gesundheitswesen alle medizinischen Daten miteinander vernetzt werden. Dr. Bernhard Scheffold vom Verein Patientenrechte-Datenschutz e.V. hält das für eine Illusion.