Dickes Milliardenloch bei den Krankenkassen
Auf- und Ab im Corona-Jahr und neue Gesetze ließen Defizite explodierenAm schwersten traf es die großen Ersatzkassen. Bei den sechs Mitgliedern, darunter Barmer, DAK Gesundheit oder die KKH lief ein Defizit von 1,1 Milliarden Euro auf. Auch die 11 einzelnen AOKn meldeten ein Minus von einer Milliarde für das vergangene Jahr. Besser sieht es bei den Innungskrankenkassen (IKK) und den Betriebskrankenkassen (BKK) aus. Während das Minus bei den Innungskrankenkassen sich nur leicht gegenüber 2019 vergrößerte, konnten die Betriebskrankenkassen es sogar verkleinern.
- AOK – 1 Mrd Euro ( 2019: -120 Mio )
- vdek – 1,1 Mrd Euro ( 2019: -859 Mio )
- Innungskrankenkassen: Minus 250 Mio (2019: -231 Mio. Euro)
- Betriebskrankenkassen: Minus 234 Millionen Euro (2019: - 295 Mio. Euro)
Vorhersagen sind schwierig
Der AOK-Bundesverband ließ verlautbaren, dass aufgrund der unklaren Situation kaum sichere Prognosen über die kommende Zeit getroffen werden könnten. In diesem Jahr konnte das Finanzloch nur durch Beitragssteigerungen und erhöhte Steuerzuschüsse gedeckelt werden. Verantwortlich für das dicke Minus in 2020 seien nicht nur „Corona-bedingte Sondereffekte“, sondern auch durch stark steigende Ausgaben im ersten und dritten Quartal. Dies habe sich im weiteren Jahresverlauf wieder relativiert, weil die Versicherten im Lockdown weniger Arztleistungen in Anspruch nehmen konnten.
Warnung vor Verdopplung der Zusatzbeiträge
Auch die Ersatzkassen verzeichneten eine starke Auf- und Abwärtsbewegung bei den Ausgaben. Zur Jahresmitte war wegen des ersten Lockdowns noch ein fast eine Milliarde Überschuss zu melden, was sich am Ende des vierten Quartals durch die Kostenexplosion genau ins Gegenteil verkehrt hatte.
Erschwerend kam zu allem hinzu dass die Politik durch neue Gesetze die Kassen zusätzlich in die Pflicht nahm. Zum einen stiegen dadurch die Pflegeausgaben im Zuge des Pflegepersonalstärkungs-Gesetzes, zum anderen erhielten viele Betriebsrentner im Zuge des Terminservicegesetz Beiträge zurück. „Der Finanzdruck auf die Kassen bleibt weiterhin hoch. Ihre Rücklagen werden im Laufe des Jahres weitestgehend aufgebraucht sein“, mahnte die Vorstandsvorsitzende des vdek, Ulrike Elsner. Gleichzeitig warnte die vdek-Chefin vor einem weiteren Anstieg der Zusatzbeiträge auf durchschnittlich 2,5 %.
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